dass Bürger, Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Verbände, Vereine, Künstler, Kirchen, Gewerkschaften gemeinsam eine Verständigung darüber gesucht hätten, wie mit öffentlichem Raum umzugehen ist.
Wäre ich Stadtplaner, hätte ich dafür 10 Jahre veranschlagt.
Sich gedankenlos dem Trend der Privatisierung, Kommerzialisierung dieser Räume zu unterwerfen, dem Zeitgeist-Eventcharakter in Möblierung, Ausstattung, Funktion zu folgen, oder schlimmer noch, wie jetzt geschehen, staatlicher Zufallssubvention Planungshoheit zu gestatten, hat gerade auch für eine verarmte und verelendende Stadt wie Gelsenkirchen, verheerende Folgen.
Der Margarethe Zingler Platz könnte das „lächelnde Auge“ dieser Stadt zu sein: Zentral, verkehrsgünstig angebunden, gleichzeitig praktisch zur Fußgängerzone gehörig, räumlich klar gegliedert, strukturiert und ergebnisoffen gestaltbar. Hier muss nichts abgerissen werden, müssen keine langwierigen Verhandlungen mit Eigentümern geführt werden und dank seiner sozialen und politischen Bedeutung in der Vergangenheit bringt er sogar Tradition mit.
Denk- und machbar (!) wäre alles
– vom freien, ungestalteten Raum als ambulantem Platz für Ausstellungen, Messen, Zirkus, Flohmärkte, Schützenfeste, Kirmes, Kunstmärkte, Spektakel-Vorführungen, Musikdarbietungen, Weihnachtsmärkte, Public-Viewing, Sportplatz, Raucherecken..
bis zum
gestalteten dauerhaften Ruhe- und Erholungsbereich mit Park, Pavillon, Gastronomie, Arkaden oder Kunst-Landart etc..
Mein Eindruck ist, dass die politischen Entscheidungsträger gerne die Handlungsunfähigkeit durch den Nothaushalt vorschieben, um sich vor Problemen zu drücken, die öffentliche Plätze im Gepäck haben.
Was tun mit der Penner- Trinker- und Drogenszene? Was tun bei den sicher auftretenden Konflikten zwischen den Einwanderern und den Ur-Gelsenkirchenern? Wie ein austariertes Angebot schaffen für die Reste der Mittelschicht, für die in der Armutsfalle Steckenden, für die unterschiedlichen kulturellen und sozialen Bedürfnisse der Zuwanderer?
Es fehlt nicht nur erkennbar ein Gesamtkonzept, sondern offensichtlich auch der Wille, diese Stadt langfristig und nachhaltig zu gestalten, nicht nur kurzfristige Bedürfnisse der Bürger zu befriedigen, sondern Potenziale zu wecken, zu fördern.
Ideen und Konzepte der Stadtmarketing / Gelsendienste für den Markt, den Platz? Fehlanzeige.
Ideen und Konzepte des Stadtumbaubüros? Ich finde sie nicht.
Ideen und Konzepte der Bürger, Gestaltungs-Diskussionen zwischen Politik und Wähler? Null!!!
Ich erträume mir….
..einen Aufschub des Baubeginns. Ein unabhängiges Team aus Stadtplanern, Soziologen, Künstlern, Architekten etc. die einen Diskussionsprozess kompetent starten und begleiten würden. Einen freien phantasievollen Ideenwettstreit, statt resignativem Konstatieren der normativen Kraft des miesen Faktischen.
Ich sehe… …
die von Oven Straße und den Margarethe Zingler Platz ausgestattet mit einem Parkplatz-Regal-System! … wie Gelsenkirchen es als arme, aber kreative Stadt, in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut, mehreren Autoherstellern und Energieerzeugern schafft, ein Pilotprojekt umzusetzen. …. wie Anwohner des Margarethe-Zingler-Platzes, Angestellte und Besucher des Hans-Sachs-Hauses, extrem kostengünstig parken können. … wie Gelsenkirchen überregionale Bedeutung und Anziehungskraft durch regelmäßige Sparten- Themen und Nischenmärkte bekommt, die dank ihrer Magnetwirkung zu einer kompletten Sanierung des Viertels geführt haben. … wie barrierefreies Wohnen überall möglich ist, Wettbuden, 1 Euro-Läden der Vergangenheit angehören. … wie man wieder flaniert, sich trifft und sich zeigt.
So könnte öffentliches Leben auf einem öffentlichen Platz aussehen…..
Platzangst – oder warum Gelsenkirchen Marktplätze verbannt
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