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Die Aufgabe oder Herausforderung der kommenden Generationen besteht darin, zunehmend ein Bewusstsein für die wirkenden Kräfte des Geistes zu entwickeln. Sie sind aufgefordert, neue Möglichkeiten zu entwickeln, mit deren Hilfe sie die Gelegenheiten und Kräfte der Natur und des Geistes und deren Folgen richtig einzuordnen.

Auf welcher Ebene sich dieser neuer Geist entwickeln kann, sei an einem naturgesetzlichen Beispiel verdeutlicht. Früher glaubten die Menschen, dass die Sonne sich um die Erde drehe. Für unser heutiges Verständnis eine lustige Einordnung. Diese astronomische Fehleinschätzung wird vom Augenschein ja täglich bestätigt.

Dank Galilei und Kepler wissen wir es endgültig besser: schließlich geht nicht die Erde sondern die Sonne auf. Die neue Erkenntnis führte auch zu einem neuen Bewusstsein. Die wesentliche Frage lautet, wie wird das neue Bewusstsein den Menschen in Zukunft führen. Jetzt, wo wir wissen, dass die allmorgendliche Sonne keine Gottheit verkörpert und wir keine opfernden Diener sind, begeben wir uns abermals in einen folgenschweren Irrtum hinein, zu glauben, wir sind die Herren dieser Welt, die mit all ihren hysterischen unseligen Größen und Zerstörungswahn unsere kosmische Existenz gefährden. Da der Mensch nicht ohne Glauben leben könne, haben sie sich einen anderen Glauben zugelegt: den Glauben an den unbegrenzten Fortschritt. Dieses Glaubensziel eines unbegrenzten Wachstums in allen Bereichen unterliegt einem niederträchtigen und abenteuerlichen System, welches skrupellose Abhängigkeitsverhältnisse für zahllose Arbeitsnomaden errichtet, die ein immer dürftigeres Dasein abzuleben haben und nur einer hemmungslos gierenden Klientel zugutekommt.

So werden der neue Glaube und seine Möglichkeiten, den Menschen von seinen natürlichen Bedürfnissen abgesondert und diesen an das marktwirtschaftliche Kreuz genagelt. Das eigentlich nicht Erstaunliche daran ist, dass diese Entwicklung von niemandem gelenkt oder beherrscht wird, um ein freiheitliches, geistig gesünderes Leben zu gestalten. Das System der Ausbeutung wird heute als dynamische Kräfte bezeichnet. Früher wurden sie einfach Arbeitgeber genannt.

Sie entwerfen eine Trost- und Hoffnungslosigkeit, wovor der Unterjochte sprachlos wie ein armes Etwas die Kaltblütigkeit dieser Kräfte folgsam bestaunt. Es ist sehr bedrückend festzustellen, in einem Land zu leben, in dem sich das Elend verbreitet und auf ihr Armenküchen stolz ist und nicht versäumt, medienwirksam darauf, hinzuweisen, hiermit einen humanistischen Beitrag zu leisten. Einfach absurd lächerlich. Dass unter dieser schmachvollen Realität ein humanistisches Wesen heranreift, ist undenkbar.

Alle Erneuerungen und Erfindungen, die den Menschen veredeln sollten, haben eine neue Realität und Wahrheit geschaffen, die eine konkrete Abwendung von den Kräften der Natur, die in Wahrheit unser Leben bestimmen, worin das denkende Wesen seine grundgesetzlich garantierte Würde verliert. So wird die neue gepriesene Zeit vornehmlich durch die schon zitierten dynamischen Kräfte ein seelisches Klima der Kälte etablieren, die den Menschen nachhaltig bedrohen und ein allgemeines Bewusstsein der Sinnlosigkeit erzeugen und die gefeierte aktuelle Zeit hat den Menschen in einen Zustand der Duldung gepresst, worin er verharrt und erstarrt.

In einer positiven Vorstellung wäre es sicher hilfreich, sich die neue Zeit, in die wir hineinwachsen, als einen neuen Versuch der Natur mit ihren Erfahrungen und Erprobungen nach Verbesserungen vorzustellen. Ihrem Wesen nach ist sie durch und durch optimistisch. Ihre Argumente sind unbestechlich. Sicherlich ist sie hart und streng, doch sie betrügt nicht. Dieser kosmische Geist fragt unmissverständlich nur nach besseren Möglichkeiten, um das Leben vielfältig zu erneuern, zu vitalisieren und nicht etwa, wie es zu Grunde geht.

Glöckner des Untergangs bevorzugen diese Stimmung des Zerfalls, um das eigene hinfällige Selbstbildnis und Selbstwertgefühl zu rechtfertigen. Sie befinden sich in einer Massenveranstaltung der Fragwürdigkeiten, in der die Solidarität der Betrogenen daher schwadroniert und billig zu haben ist. Eines ist sicher, die Vorstellung anderer zu verdrängen oder zynisch zu diskreditieren, heißt nicht, die Ursachen der Unzulänglichkeit und deren Wirkung zu bewältigen.

So werden einige nachdenkliche Menschen, die weniger taub und blind sind, fragen, wozu soll man Leute, die entbehrlich sind, diese Dinge beibringen. Warum soll man ihnen die Augen öffnen, um ihnen andere Möglichkeiten zu erläutern, um sodann noch stärker an der vorhandenen Gebrechlichkeit zu leiden?

Es sind scheulose, unverschämte Leute, die mit unübersehbarer Häme andere verurteilen, um ihr armselige Etwas zu erwärmen. Man fühlt sich in eine Open-Air-Veranstaltung versetzt, wie in einem Park des Irrsinns und der Indiskretion, welche das Dasein verdunkeln, eigentlich ein Ort, den man schnell verlassen sollte . Doch wohin? Wie man sich auch entscheiden mag. Es stellt sich immer noch die Aufgabe, zu begreifen und darüber zu entscheiden, welchen Raum das menschliche Leben in diesem Szenario noch einzunehmen vermag.

Letztlich stellt sich die Frage, wie sinnvoll scheint das berechtigte menschliche Bedürfnis nach Liebe und Glück, seit dem es zum ersten Mal seit Anbeginn der Schöpfung möglich ist, sich durch einen hundertfachen Overkill von einer Minute auf die andere selbst zu eliminieren. Dies wäre dann eine saubere Lösung, die die Beantwortung weiterer Fragen überflüssig machen würde. 

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Von Werner Lojewski

Werner Lojewski ist Autor und Grafiker aus Gelsenkirchen

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