0
(0)

Gründung und Niedergang einer Kohlemine im Norden von Buer

Bergmannsglücker Vereinsgemeinschaft will ein Begegnungszentrum auf ehemaligem Zechengelände schaffen

Gemeinsam sind wir stark!

Geprägt von dem Zusammenhalt der Nachbarn und Freunde, in und um die Siedlung Bergmannsglück herum, entstand die Gemeinschaft Bergmannsglücker Vereine Die Gemeinschaft Bergmannsglücker Vereine – Gelsenkirchen e.V., ist ein eingetragener Verein, im Vereinsregister der Stadt Gelsenkirchen, gegründet am 17. April 2009 in Gelsenkirchen-Buer. Die GBV – GE e.V. beabsichtigt auf dem südlichen Geländeteil des ehemaligen Bergwerkes Bergmannsglück, in der Halle Prüfwesen, ein Kultur- und Begegnungszentrum einzurichten und zu betreiben.

Zeche Bergmannsglück Schacht Zeichen Mai 2010 (© Baoquan Song)

Die GBV – GE e.V. ist die Dachorganisation für 17 Vereine mit über 4.500 Mitgliedschaften

Zur Gemeinschaft gehören derzeit folgende Vereine und Gruppen: AWO Seniorenzentrum Uhlenbrock, Basketball Gemeinschaft BG Buer, Falken Ortsverein Bergmannsglück, Familienkreis Christus-König, Förderverein FAG, Familienzentrum Mühlenstraße, Förderverein der Gemeinschaftsgrundschule Velsenstraße, Kita Niefeldstraße, Fanclub Schalker Knappen Bergmannsglück, Siedlergemeinschaft Bergmannsglück, Knappenverein St. Barbara Bergmannsglück/ Westerholt, SPD Hassel-Süd/Bergmannsglück, Schützenverein SV Buer 1769/ Kompanie Bergmannsglück, SSV Buer 07/28, SC Hassel 1919, Bürger Schützen Verein Buer-Bülse 1926 e.V., Gelsenkirchener Mascaren.

Wo immer Menschen mit mehr oder weniger gleichen Interessen aufeinandertreffen, entstehen Vereine. Schließlich ist der Verein die Mutter aller Netzwerke. Landläufig wird das verstaubte Image von Vereinen auch als Vereinsmeierei bezeichnet. Es zeigt sich aber, dass die Kraft vereinsmäßig strukturierter Organisationen eine Grundlage zur Entfaltung gemeinschaftlichen Lebens bietet und zur Durchsetzung gemeinsamer Interessen förderlich ist.

Die „Zeche“ bestimmte das Leben

Zum Erscheinungsbild der Ruhrgebietsstädte gehörte stets die Zeche mit den sie umgebenden Zechenhäusern, auch Kolonie genannt. Hier lebten Menschen, die durch die Arbeitswelt der Zeche miteinander verbunden waren. Wer auf der Zeche gearbeitet hat, blieb dort sein ganzes Leben lang. Zwischen der Zeche und den Menschen bildete sich eine enge Zusammengehörigkeit. Fast alle Schachtanlagen sind mittlerweile stillgelegt, die Fördertürme und Werksgebäude teilweise verschwunden aber die Siedlungen sind geblieben und die Bewohner identifizieren sich heute immer noch mit „ihrem Pütt“.

Der Reihe nach:

Haus Uhlenbrock um 1913 	Abbildung aus der Festschrift zum Heege'schen Familientag 1986

Der Buersche Norden vor der Industrialisierung

Bereits im 13. Jahrhundert hatten sich mehrere Bauernschaften um das noch unbedeutende tief im Walde versteckte Dorf Buer angesiedelt. Weiterhin entstanden im Umkreis Burgen und Ritterhäuser. Nördlich von Buer gab es die Häuser Lüttinghof, Oberfeldingen und Uhlenbrock, sowie die Bauernschaften Hassel, Scholven, Bülse und Löchter. Das Dorf und die Bauernschaften gehörten damals zum Vest Recklinghausen. Im Jahre 1448 wurde Buer zur „Freiheit“ erhoben. Die“Freiheit Buer“ lag im Grünen und war umgeben von Ackerland und kleineren Waldgebieten. Nördlich von Buer, wo heute die Mühlenstraße auf die Bergmannsglückstraße trifft und links die Uhlenbrockstraße einmündet, befand sich auf der rechten Seite das ehemalige Rittergut Haus Uhlenbrock. In alter Zeit umspülten dort die Wasser des Picksmühlenbaches die Mauern und Wälle einer festen Burg.

Im Jahre 1820 wurde an dieser Stelle ein Nachfolger des ehemaligen Burghauses mit Freitreppe und Turm errichtet. „Ging man von Buer nach Lüttinghof, so sah man nichts als Wiesen, Äcker und Wälder ringsum. Dazwischen lugte hier und da in der Nachbarschaft der Giebel eines einzelnen Bauern- oder Kötterhauses aus den Bäumen hervor. Alle diese Giebel aber waren überragt von dem Türmchen des freiliegenden Hauses Uhlenbrock.“. Die Hauptnahrungs- und Erwerbsquelle lag im Betrieb der Landwirtschaft. Das Gut Uhlenbrock umfasste 400 Morgen Land mit prächtigen Kornfeldern. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts hatte die Familie Heege dort Ackerbau und Pferdezucht betrieben. Der letzte Pächter war Carl Heege, er hatte die Pacht von seinem verstorbenen Vater übernommen und genoss als tüchtiger und vorbildlicher Großbauer, den allerbesten Ruf in der heimischen Landwirtschaft. 100 Jahre hatte die Familie Heege das Gut vom Grafen Landsberg-Velen in Pacht gehabt. Als die Abteufung des Schachtes „Bergmannsglück“ die Lahmlegung der gesamten Landwirtschaft mit sich brachte, musste sich Carl Heege nach einem anderen Betätigungsfeld umsehen. Weitab von der Industrie schuf er 1906 auf dem Kreienfeld in Halverde einen neuen Betrieb.

Die Anfänge der Zeche Bergmannsglück

Tor der Zeche Bergmannsglück um 1912 Aquarell von Dieter Thamm 2011

Der Ursprung der Zeche Bergmannsglück geht auf die Bohrgesellschaft „Bergmannsglück“ zurück. Es war am 20. Januar 1872 als neun Herren aus Essen und Umgebung zur feierlichen Gründung zusammentrafen. Die Herren waren allesamt betuchte Bürger wie Zechendirektoren, Kaufleute und Landwirte, die mit großem Eifer zu Werke gingen. Es war Eile geboten, denn zu selben Zeit war bereits eine andere Bohrgesellschaft in der Gegend bei Westerholt tätig und hatte schon Bohrlöcher vorgetrieben. Man wurde sich jedoch einig und die Bohrgesellschaft „Bergmannsglück“ konnte die bereits begonnenen Bohrungen für 6000 Thaler erwerben. Bereits im Jahre 1874 wurden dem Kaufmann Johann Stennes in Buer die ersten Grubenfelder des Baufeldes Bergmannsglück verliehen. In der damaligen Zeit hatte der Herzog von Arenberg, kraft seines Amtes als Standesherr der Grafschaft Recklinghausen, das Verfügungsrecht über die Bodenschätze des Landes. Dieses sog. Bergregal wurde vom herzoglich Arenberg’schen Bergberechtsamskommissar ausgeübt und musste durch das Königlich Preußische Oberbergamt bestätigt werden. Um in den Erhalt des Bergeigentums zu gelangen, war nach dem Preußischen Berggesetz nachzuweisen, dass man innerhalb des Feldes fündig sein musste und die entdeckten Mineralien in ausreichender Menge vorhanden, sowie eine wirtschaftliche bergmännische Gewinnung gewährleistet waren. Der Kaufmann Johann Stennes bohrte das Steinkohlengebirge in der Tiefe an und konnte das Kohlevorkommen unter Tage nachweisen. Auf Grund der Befunde und darauf eingelegten Mutungen wurden ihm insgesamt neun Grubenfelder verliehen. Damit hatte er das Recht in seinen Feldern nach den Bestimmungen des Berggesetzes Steinkohlenbergbau zu betreiben. Am 15. Januar 1880 wurden die neun Einzelfelder zu einem einheitlichen Feld mit dem Namen „Steinkohlenbergwerk Bergmannsglück“ zusammengelegt. Im gleichen Jahr erfolgte die Einbringung in eine Gewerkschaft Bergmannsglück. Der Industrielle August Thyssen erwarb dann gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Mehrheit ihrer Kuxe. Am 1. September 1903 wurde mit dem Abteufen des ersten Schachtes der Zeche Bergmannsglück begonnen. Mit Beginn der Kohleförderung im Jahre 1905 nahm die bergbauliche Entwicklung in Bergmannsglück einen rasanten Verlauf. Rund um die Fördertürme entstand eine der modernsten Zechenanlagen Deutschlands. Schließlich trug die industrielle Entwicklung und der Zustrom der Menschen dazu bei, dass aus dem verschlafenen Ackerbürgerstädtchen Buer eine Großstadt hervorgehen konnte.

 Aus der Betriebsgeschichte:

  • Zeche Bergmannsglück um 1925 	alte Postkarte1903 Am 1.September Teufbeginn des ersten Schachtes der Zeche Bergmannsglück
  • 1903/05 Errichtung eines Kesselhauses mit 3 Flammrohrkesseln und einem Wasserröhrenkessel für den Betrieb der Fördermaschinen. Ein 200 kW Turbo-Generator und Verdichter kamen 1906 dazu. In den Folgejahren stieg der Energiebedarf ständig, so dass das Kesselhaus ständig vergrößert werden musste.
  • 1904 Im Februar wird mit dem Abteufen des Schachtes II begonnen, der 1906 als Wetterschacht in Betrieb ging. Grundsteinlegung für die Errichtung der Siedlung Bergmannsglück. Bau der Beamtenhäuser entlang der Uhlenbrockstraße und des Direktorengebäudes am Rondell
  • 1905 Förderbeginn
  • 1905/06 Errichtung einer Ziegelei mit zwei Ringöfen zur Deckung des großen Eigenbedarfs an Ziegelsteinen
  • 1909 Bau von 80 Koksöfen und einer Ammoniakfabrik mit einem separaten kleinen Verwaltungsgebäude an der Bergmannsglückstraße
  • 1911 Errichtung des zweiten Fördermaschinenhauses mit der heute noch vorhandenen Dampfmaschine. Bau und Montage der großen Gasmaschinenzentrale mit Gasmaschinen der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg (MAN)
  • 1912 Das Grubenfeld erhält die Bezeichnung „Steinkohlenbergwerk Buer“ mit den Baufeldern Bergmannsglück und Westerholt. Baufeld Bergmannsglück: 6,6 km², Fördermaximum: 1.419496 t, B: 5.807
  • 1918 Nach dem 1. Weltkrieg trat an die Stelle der Bezeichnung „Königliche Berginspektion 3“ die Bezeichnung“Staatliche Berginspektion 3“
  • 1919/20 Umbenennung in „Preußische Berginspektion 3“
  • 1922 Höchster Belegschaftsstand mit 5.104 Beschäftigten
  • 1925/26 Die Bergdirektion Recklinghausen wird in die Bergwerksaktiengesellschaft Recklinghausen eingebracht, die sog. Berg AG, die in Personalunion mit der Hibernia geführt wurde.
  • 1928 Erweiterung des Grubenfeldes durch Aufteilung des unverritzten Restfeldes „Im Vest Recklinghausen“: Baufeld Bergmannsglück 10.536.511 m² Baufeld Westerholt 13.345.721 m²
  • 1935 Vereinigung der Bergwerks AG Recklinghausen mit der Hibernia AG. Neuer Name der Gesellschaft: „Bergwerksaktiengesellschaft Hibernia AG“ mit Sitz in Herne. Die Verwaltung wurde danach in „Bergwerksdirektion Buer“ umbenannt.
  • 1942 Errichtung eines Hochdruckkraftwerks 1945 Schwere Kriegsschäden, längere Zeit keine Förderung
  • 1954 Gründung der Emscher/Lippe Bergbau AG, deren gesamtes Aktienkapital in den Besitz der VEBA übergeht. 1960 Verbund Bergmannsglück mit Westerholt
  • 1961 Einstellung der Kohleförderung auf Bergmannsglück 1971 Einstellung der Förderung im alten Grubenfeld 1972 Errichtung einer Materialprüf- und Normenstelle
  • 1982 Verfüllung der Schächte
  • 1984 Abbruch der Schachtgerüste und Teile der Betriebsgebäude

 

Dampffördermaschine aus dem Jahre 1911 mit Treibscheibe

Im Zuge des Strukturwandels wurden im Jahre 2008 die letzten Betriebe auf dem Gelände der Zeche Bergmannsglück stillgelegt.

Die heute noch vorhandenen Anlagen zeigen ein gutes Beispiel der Industriearchitektur aus der Gründerzeit.

Zu den noch weitgehend originalen Teilen zählen u.a. die alte Toranlage, das frühere Zechenhaus, die Werkstätten und das Maschinenhaus, in dem sich noch die Dampf-Fördermaschine aus dem Jahre 1911 befindet.

 

 

 

 

 

 

 

Gebäude sind mehr als Steine

Die verbliebenen Bauten an der Bergmannsglückstraße erinnern als Restensemble an jene Industrieepoche, an die Vergangenheit für die es immer weniger Zeugen gibt. Sie sind Ausdruck dieser Epoche, des Baustils und der Ideologie, die diese Epoche bestimmt. Sie sind aber noch viel mehr, sie sind ein gewachsenes Stück Stadt- und lndustriegeschichte, die mit dem Abteufen des Schachtes des Bergwerks Bergmannsglück begann, verknüpft mit tausendfachen persönlichen Erinnerungen. Einst hatte die Kunst hier ein Forum. Es ist noch gar nicht so lange her, als das Forum Bergmannsglück auf ein zehnjähriges Bestehen zurückschauen konnte. Alles war bestens bereitet: engagierte Leute, die gemeinsam an einem Strang ziehen wollten, Häuser, die sich eigneten, zum Gesamtprofil für den „Kulturstandort Gelsenkirchen“ zu werben, Leerstände für eine Veränderung. Doch dann kam das Finale weil der finanzielle Rahmen fehlte. Die DSK löste die Mietverhältnisse auf. Es wurde angeregt, den Bereich der Bergmannsglückstraße unter Denkmalschutz zu stellen. Veränderungen sollten hier nur mit großem Bedacht und viel Gefühl für das Ensemble vorgenommen werden. Oberbürgermeister Baranowski wurde eingeschaltet, doch am Ende hat die Denkmalbehörde offenbar einer Unterschutzstellung nicht entsprochen. Lediglich das Maschinenhaus sowie der Gebäudekomplex mit der Prüfhalle wären heute als erhaltenswert einzustufen. Der Strukturwandel ist im Ruhrgebiet längst eingetreten, Zechengelände werden anders genutzt. Bei einer geplanten Neubebauung würde das Ensemble verschwinden und fast komplett niedergelegt werden. Viele Bürger werden dann das Verschwinden der Gebäude, die geschichtsloser Zweckarchitektur Platz machen müssen, als Verlust empfinden, als einen Verlust von in Stein gefassten Erinnerungsorten. Die Tradition des Bergbaus lebt weiter, nicht zuletzt dank der örtlichen Vereine. Im April 2012 feierte die Bergmannsglücker Vereinsgemeinschaft ihr dreijähriges Bestehen als eingetragener Verein. Die Vereinsmitglieder versuchen, möglichst viel von der Bergbau-Geschichte für die Nachwelt zu bewahren. „Wir sind hier auf Kohlen geboren, ohne den Bergbau gäbe es hier fast nichts“, sagen sie. Viele der Vereinskollegen haben noch auf dem Pütt gearbeitet. Aber auch die jüngeren Mitglieder seien an der Geschichte interessiert.

 

Heimstatt für die Bergmannsglücker Vereine

Werksgebäude mit Ansicht der Prüfhalle (zukünftiges Kultur-und Begegnungszentrum)

Obwohl das Bergwerk seit vielen Jahren die Förderung eingestellt hat, besteht auch hier, wie für das Ruhrgebiet bekannt, immer noch ein starker Zusammenhalt in der Siedlung. Sei es in den Vereinen, Verbänden oder in der Politik vor Ort. Gemeinsame Feste und die Unterstützung sozialer Projekte stehen dabei oft im Vordergrund. Sie stärken den Zusammenhalt und prägen das Bild der Siedlung.

Damit der vorhandene soziale Zusammenhalt erhalten bleibt und gestärkt wird und um die unterschiedliche Vielheit von Menschen im gesellschaftlich kulturellen Miteinander zu fördern, benötigt die Siedlung Bergmannsglück ein Kultur- und Begegnungszentrum. Wo würden Kunst, Kultur, die historische Industriegeschichte, die Geschichte der Siedlung Bergmannsglück und der Stadtteile, einen besseren Rahmen finden als auf dem Gelände des ehemaligem Bergwerks Bergmannsglück. Der Umgang mit Kunst, Kultur und Industriegeschichte ist an diesem Ort selbstverständlich, jedes Einzelne wäre hier greifbar.

Mit großem Engagement hat sich die Gemeinschaft Bergmannsglücker Vereine bemüht, in den historischen Gebäuden auf dem südlichen Teil des ehemaligen Bergwerksgeländes eine Heimstatt zu finden. Hier soll ein Kultur- und Begegnungszentrum entstehen, offen für alle Menschen und Anlaufpunkt für Begegnungen und Veranstaltungen, zur Förderung der Generationen und Kulturen.

Die Reise der kleinen Schritte

Im Dezember 2007 wurde bei einem Adventsmarkt in Bergmannsglück, der von den ansässigen Vereinen und Gruppen veranstaltet wurde, die Idee einer Gemeinschaft geboren. Bereits im Februar 2008 kam es zum Zusammenschluss der Gemeinschaft Bergmannsglücker Vereine (GBV), mit dem Ziel, die Identität zu stärken, mit einer Stimme zu sprechen und Synergieeffekte nutzen zu können.

Im April 2008 wurde ein Arbeitskreis gebildet, der sich um eine neue Begegnungsstätte kümmern sollte. Vorausgegangen war, die Schließung des Gemeindezentrums und Jugendheims der Christus-König Kirchengemeinde. Auf der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten war die GBV schließlich auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Bergmannsglück fündig geworden. Eine seit geraumer Zeit leerstehende Werkhalle hatte sehr gute Voraussetzungen für ein Begegnungszentrum. Ein Konzept für die neue Nutzung wurde erstellt und viele Gespräche mit Vertretern der RAG, der Stadt Gelsenkirchen und anderen Interessenten geführt.

Am 17. April 2009 kam es zur Gründung der Gemeinschaft Bergmannsglücker Vereine – GE e.V. Die GBV vertritt seitdem als Dachorganisation die Vereinsinteressen und kulturellen Belange seiner Mitglieder, gegenüber der Stadt, der Politik und anderen Gruppierungen. Gemeinsam nach Lösungen zu suchen, diese umzusetzen und Anregungen und Hilfeleistungen dafür anzubieten, darin sieht die GBV ihre besondere Aufgabe. Die Gemeinschaft hat sich als Ziel gesetzt auch die Heimatpflege zu fördern. Zur Rettung der Torhäuser der ehemaligen Zeche Bergmannsglück wurden Unterschriften zur Unterschutzstellung der historischen Gebäude gesammelt.

Die GBV organisiert und veranstaltet mit ihren Mitgliedsvereinen Feste und Events. So kam es im Mai 2010 zur Großveranstaltung „SchachtZeichen“ auf dem Bergmannsglückgelände, ein Projekt der Kulturhaupstadt.2010. Neun Tage lang gab es ein buntes Programm rund um den gelben Ballon, mit einer interessanten Ausstellung in der alten Werkhalle zur Geschichte der Zeche Bergmannsglück. Eine ähnliche Veranstaltung folgte im September 2010. Aus Anlass des 100jährigen Jubiläums der Siedlung Bergmannsglück, wurde an drei Tagen in einer Halle des ehemaligen Zentrallagers der DSK auf dem Bergmannsglückgelände gefeiert.

Im Verlauf der Planungen für das Begegnungszentrum auf dem ehemaligen Gelände der Zeche Bergmannsglück, gab es Gespräche zwischen dem Arbeitskreis der GBV und dem möglichen Investor Haus Vogelsang GmbH. Die HVG möchte sich auf dem Gelände niederlassen und dort einen neuen zentralen Firmenstützpunkt sowie eine neue Unternehmenszentrale errichten. Allerdings müssten dann einige der alten Gebäude abgerissen werden. Die HVG hat im Gegenzug angeboten, dass das Fördermaschinengebäude mit der Dampfmaschine und die große Werkhalle erhalten werden könnten. Für die GBV stünde dann ein Teil der Flächen in der Werkhalle für ein Begegnungszentrum zur Verfügung.

Wie geht es weiter?

Die RAG Montan Immobilien Gesellschaft als Grundstückseigentümerin des Bergmannsglück-Geländes in Gelsenkirchen hat gemeinsam mit den Immobilienunternehmen Evonik und THS (heute VIVAWEST) wichtige Entscheidungen für Firmenansiedlungen auf dem Grundstück gefällt. Die vier Unternehmen Haus Vogelsang GmbH (HVG), RHZ Handwerks-Zentrum GmbH, MARIENFELD multimedia GmbH und SKIBATRON GmbH werden sich in Hassel ansiedeln und ihre Aktivitäten zusammenziehen. In der Endausbauphase werden in dem „Zentrum der Immobiliendienstleister“ bis zu 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt und rund 80 Ausbildungsplätze entstehen. Der Mietvertrag ist unterschrieben und die Dienstleistungsunternehmen sind bereits auf dem Bergmannsglückgelände eingezogen. Die entsprechende Fläche wurde aus der Bergaufsicht entlassen.

Neuansiedlung auf dem Bergmannsglückgelände

Für die Bergmannsglücker Vereine hat die RAG Montan Immobilien GmbH noch eine gute Nachricht obendrein: Das Fördermaschinenhaus von 1911 mit der Zwillingsdampfmaschine und die angrenzende Prüfhalle sollen auch ohne Denkmalschutz als Ensemble erhalten bleiben. Die Prüfhalle wird dem Verein zur Verfügung gestellt. Stadtdirektor Michael von der Mühlen hat verkündet, dass für die Neubauten ein Qualifizierungsverfahren vereinbart sei, um eine hohe bauliche Qualität erzielen zu können.

Die Gemeinschaft hofft natürlich, dass alles klappt mit der Ansiedlung – wenn da nicht noch die Torhäuser im Weg wären. Es heißt die Torhäuser seien nicht denkmalwürdig, sie wären zu stark verändert und in einem schlechten Zustand. Nach Angabe der HVG würde die Umnutzung des Ensembles den finanziellen Rahmen sprengen. Der Freundeskreis für Geschichtskultur in Bergmannsglück sieht das anders: „Die Torhäuser prägen das Erscheinungsbild des Bergmannsglück-Areals und dürfen nicht verschwinden“. Man sieht hier die Stadt Gelsenkirchen und den Eigentümer RAG in der Pflicht und hofft weiterhin auf eine einvernehmliche Lösung zur Rettung der historischen Gebäude.

 

Momentan ist Stillstand eingekehrt. Manche hören schon die Vögel zwitschern: „Zu teuer, zu teuer, viel zu teuer!“ Das mag stimmen, doch ohne Moos nix los sagt der Volksmund.

 

Zeit für eine Extraschicht

Am 30. Juni 2012 wird Bergmannsglück Spielort für die „ExtraSchicht“. Die Gemeinschaft Bergmannsglücker Vereine arbeitet zur Zeit mit Hochdruck an der Umsetzung. „Wir sind zu Recht stolz, dass wir mitmachen dürfen“, sagen sie. Unterstützt werden sie dabei von den ansässigen Unternehmen VIVAWEST und RAG Montan Immobilien Gesellschaft sowie anderen Sponsoren aus der Stadt. Auf die Besucher wartet eine lange Nacht der Industriekultur mit einem tollen Programm voller Überraschungen.

 

 

Auf ein (Schlüssel-)Wort

Ey Nobbert, watt is mit den Schlüssel?

Wie mainze dat gez, watt fürn Schlüssel?

Ey hömma, bisse ainklich doof odda watt? Ich main den Schlüssel um aufet Gelände zu kommen. Kuckma, gez iss schon Mitte Mai und ihr seid immer noch nich inne Halle. Weiße noch, als wir den Traum hatten, beiet Schachtzeichenfest: „Schlüsselübergabe unterm gelben Ballon“? Schlüssel sind Insignien der Macht,  	man spricht nicht zufällig von Schlüsselposition!

Watt fürn großet Fest hättdatt damals werden können, wenn die Püttbesitzer euch die Halle übergeben hätten. Als Deputat für alle Malocher, die sich hier krumm malocht haben und füre nachfolgenden Generationen, die Schlüsselübergabe als Symbol für Bergmanns Glück.

War bloß sonn Traum.

Datt is gez zwei Jahre her!

In anderthalb Monaten iss Extraschicht.

Mainze wir sollten wieder anfangen zu träumen?

 

Gelsenkirchen im Mai 2012

Heinz Hackstein

 

Quellenangabe:

  • Joachim Huske: Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier. 3. Auflage, Selbstverlag des Deutschen Bergbau-Museums, Bochum 2006
  • Institut für Stadtgeschichte: Findbuch – Bestand Werksakten, Stadt Gelsenkirchen 2008
  • Dr. Lutz Heidemann, Stadtplaner u. Denkmalpfleger: diverse Aufzeichnungen, Gelsenkirchen 2010
  • Bernd Matzkowski: Gebäude sind mehr als Steine, Herrkules-Magazin, 2011
  • Unsere Hibernia Nr. 17, 50 Jahre Schachtanlage Westerholt, September 1957
  • Unsere Hibernia Nr. 26, Raum Buer – Industrieller Schwerpunkt des Bergbaus, Oktober 1963
  • Gustav Griese: Burgen & Schlösser in Gelsenkirchen, 1960
  • Fam. Heege: Festschrift zum Heege’schen Familientag 1986
  • Festschrift: 50 Jahre Zeche Bergmannsglück 1903-1953
  • Peter Hardetert/M. Löcken: 80 Jahre Bergmannsglück, 1990
  • WAZ: Printarchiv
  • Homepage der Gemeinschaft Bergmannsglücker Vereine http://www.gbv-ge.de/

 

 

Wie inspirierend, erhellend, unterhaltend war dieser Beitrag?

Klicke auf die "Daumen Hoch" um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Weil du diesen Beitrag inspirierend fandest...

Folge uns in sozialen Netzwerken!

Es tut uns leid, dass der Beitrag dich verärgert hat!

Was stimmt an Inhalt oder Form nicht?

Was sollten wir ergänzen, welche Sicht ist die bessere?

Von Heinz Hackstein

Heinz Hackstein wurde im Oktober 1948 in Gelsenkirchen-Buer geboren. Als erstes von mehreren Kindern einer Bergarbeiterfamilie ist er im Schatten der Zeche Bergmannsglück aufgewachsen. Nach einer Lehre als Starkstromelektriker bei der Hibernia, studierte er an der Staatlichen Ingenieursschule für Maschinenwesen in Gelsenkirchen Buer. Seit 1969 ist er verheiratet. Seine berufliche Laufbahn begann 1976 im Kraftwerk Scholven, bevor er zur Hauptverwaltung der VEBA Kraftwerke Ruhr AG an der Bergmannsglückstraße wechselte. Sein Aufgabengebiet war die Projektierung von elektrischen Anlagen. Nach einem abwechslungsreichen Arbeitsleben ging er, nicht mehr ganz fit, im Alter von 60 Jahren über eine Altersteilzeitregelung in den Ruhestand. Heute hat er Zeit, sich mit seiner Heimat näher zu beschäftigen. Als engagiertes Mitglied des Heimatvereins Buer widmete er sich der Heimatpflege bevor er mit einigen Kollegen in Hassel einen Geschichtskreis gründete.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
Meine Daten entsprechend der DSGVO speichern
0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments