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Wir geben der Vergangenheit eine Zukunft – Geschichtsfreunde Hassel-Bergmannsglück arbeiten gegen das Vergessen

Bergmannsglück, einst eine der modernsten Schachtanlagen Deutschlands soll abgerissen werden.

Geschichtsfreunde aus Hassel und Bergmannsglück sagen, das wäre ein Skandal. Es müsste doch möglich sein, wenigstens einen Teil der historischen Gebäude zu erhalten. Dieses Bergwerk hat mehr als hundert Jahre Buersche Geschichte mitgetragen und darf nicht in Vergessenheit geraten.

Verwaltungsgebäude der Zeche Bergmannsglück an der BergmannsglückstraßeBergmannsglück Verwaltungsgebäude

Vor knapp fünf Jahren bildete sich in Bergmannsglück ein Geschichtskreis gegen das Vergessen. Eine Handvoll begeisterter Lokalhistoriker setzte sich mit der Historie der Zeche und der Siedlung Bergmannsglück auseinander und sammelte Dokumente und Devotionalien aus Privat- und anderen Beständen. Man war bestrebt, die Heimatpflege voranzutreiben und einen Erinnerungsort für die Bürger des Stadtteils zu schaffen.

Gemeinsam mit der Bergmannsglücker Vereinsgemeinschaft (GBV-GE e.V.) wurden zahlreiche Bürgerveranstaltungen und Ausstellungen durchgeführt. Im Kulturhauptstadtjahr war Bergmannsglück sogar Veranstaltungsort beim SchachtZeichen-Projekt. Eine Veranstaltung der Ruhr.2010 GmbH, die gemeinsam mit der GBV, neun Tage lang auf dem Gelände der Zeche Bergmannsglück durchgeführt wurde. Der Geschichtskreis beteiligte sich mit einer umfangreichen historischen Ausstellung über die Zeche und die Siedlung Bergmannsglück. Im vergangen Jahr war der Geschichtskreis mit Exponaten aus der Sammlung bei der EXTRASCHICHT, der Nacht der Industriekultur, auf dem Bergwerk Bergmannsglück vertreten.

Hochmotiviert bemühten sich GBV und Geschichtskreis, in einer der alten Werkhallen der Zeche Bergmannsglück ein Begegnungszentrum für die Bürger zu schaffen. Eigentümer, Investor und die Stadt Gelsenkirchen hatten bereits grünes Licht gegeben. Auch das Fördermaschinengebäude mit der alten Dampfmaschine sollte erhalten werden. Doch seit der ExtraSchicht herrscht auf einmal Funkstille. Es geht das Gerücht um, dass Bergmannsglück komplett abgerissen werden soll.

Protestveranstaltung am Eingang der Zeche Bergmannsglück im März 2011: „Rettet Bergmannsglück!“ hatten die Geschichtsfreunde damals auf ein Plakat geschrieben. Mit Transparenten und Protestveranstaltungen hatten sie sich für den Erhalt stark gemacht. Vom WDR wurde alles aufgezeichnet und im Fernsehen übertragen. Oberbürgermeister Frank Baranowski wurde eine Unterschriftensammlung zur Unterschutzstellung der beiden Torhäuser der Zeche Bergmannsglück übergeben. Die Geschichtsfreunde wollten versuchen, das Wenige, das es noch gibt, zu erhalten. Die alten Zechengebäude sollten mit zum Leben in Hassel und Bergmannsglück gehören.

Mittlerweile hat sich der Kreis der Geschichtsinteressierten als „Geschichtsfreunde Hassel-Bergmannsglück“ neu aufgestellt und wird sich in Kürze mit einem Geschichtsprojekt zur Belebung der Polsumer Straße in Hassel präsentieren. Hauptaugenmerk ist dabei auf die vielen Leerstände gerichtet, die mit Leben erfüllt werden sollen.

Der Traum: Eigene Räume. Die Sammlung des Geschichtskreises ist auf mehrere Orte verteilt. So ist ein Teil bei der AWO im Haus Uhlenbrock eingelagert. Ein Großteil befindet sich aber bei den aktiven Mitgliedern zu Hause. Nicht nur Papier, sondern auch viele Gegenstände und Kunstwerke werden dort aufbewahrt. Der Geschichtskreis wünscht sich dringend, museumsähnliche Räumlichkeiten zur Verfügung zu haben, in denen die Sammlung der Öffentlichkeit zugängig gemacht werden kann.

Auf der Suche: In der Sammlung „Stadtteilgeschichte“ des Geschichtskreises befinden sich bereits zahlreiche Dokumente aus Privat- und anderen Beständen. Trotzdem wird immer noch weiteres Material gesucht. Gesammelt werden Dokumente, Fotos und Gegenstände zur Geschichte der Schachtanlagen Bergmannsglück und Westerholt sowie des Stadtteils Gelsenkirchen-Hassel und der Siedlung Bergmannglück.

Außerdem werden noch aktive Mitglieder gesucht. Der Geschichtskreis wünscht sich weitere Mitglieder und auch Sponsoren und noch mehr gute Ideen.

Vom „Geschichtskreis Bergmannsglück“ zum „Freundeskreis für Geschichte Hassel-Bergmannsglück“

Geschichtskreis-Chronik

April 2008:
Mit dem Abbruch der Christus-König-Kirche und Schließung der letzten Betriebe auf der Zeche Bergmannsglück, wird die Idee einer Sammlung zur Geschichte der Siedlung und der Zeche Bergmannsglück geboren. Heimatfreunde, deren gemeinsames Interesse darin besteht, sich um die Heimatpflege zu bemühen, formieren sich als „Geschichtskreis Bergmannsglück“.

März 2009:
Kooperation mit der Gemeinschaft Bergmannsglücker Vereine, um die Heimatpflege in Bergmannsglück voranzutreiben und einen Erinnerungsort für die Bürger, in einer der alten Zechenhallen zu schaffen.

August 2009:
Erste Geschichtsausstellung im Rahmen einer Bürgerveranstaltung auf der Zeche Bergmannsglück anlässlich einer Radtour mit Oberbürgermeister Frank Baranowski.

September 2009:
Kleiner historischer Bilderbogen zur Geschichte der „Zeche Bergmannsglück“ in der Kita Niefeldstraße, zum Tag des offenen Denkmals der ehem. „Königlich Preußischen Kleinkinderschule“ und beim Nachbarschaftsfest der FAG an der Gräffstraße.

November 2009:
Wiederholung der Bilderausstellung beim Weihnachtsmarkt im AWO-Seniorenzentrum Haus Uhlenbrock.

März-Juli 2010:
Unter dem Motto Kunst im Foyer, zeigt der Geschichtskreis bereits im Vorfeld des Projektes SchachtZeichen, Arbeiten des Malers Dieter Thamm in den Geschäftsräumen der E.ON Fernwärme GmbH. Ausgestellt werden „Zechen der Hibernia“, eine Reihe von Bildern, welche die alte Zechenkultur in der Region wiederspiegeln.

Mai 2010:
Im Kulturhauptstadtjahr wird Bergmannsglück Veranstaltungsort beim SchachtZeichen-Projekt, eine Veranstaltung der Ruhr.2010 GmbH, die gemeinsam mit der GBV auf dem Gelände der Zeche Bergmannsglück durchgeführt wird. Mit dem Ziel, den Strukturwandel aufzuzeigen und ihn sinnlich erfahrbar zu machen, werden 9 Tage lang gelbe Heliumballons ruhrgebietsweit über ehemaligen Schachtstandorten aufgelassen. Der Geschichtskreis beteiligt sich mit einer umfangreichen historischen Ausstellung über die Zeche und die Siedlung Bergmannsglück. Bilder, Gegenstände und Dokumente zur Arbeit und aus dem Siedlungsleben vermitteln gelebte Geschichte inmitten der historischen Mauern der alten Zechengebäude.

Mai-Juni 2010:
Unterschriftensammlung zum Erhalt der Torhäuser der Zeche Bergmannsglück, als gemeinsame Aktion des Geschichtskreises mit der Gemeinschaft Bergmannsglücker Vereine. Offener Brief an Oberbürgermeister Frank Baranowski, mit der Bitte um Aufnahme der Torhäuser in die Denkmalliste der Stadt Gelsenkirchen.

September 2010:
Die historische Ausstellung wird aus Anlass des 100jährigen Jubiläums der Siedlung Bergmannsglück wiederholt und kann noch einmal an drei Tagen in der Halle des ehemaligen Zentrallagers der DSK auf dem Bergmannsglückgelände besichtigt werden.

Juni/Juli 2011:
Zum 100. Jahrestag der Verleihung der Stadtrechte an Buer, zeigt der Geschichtskreis im Foyer der E.ON Fernwärme GmbH eine Fotoausstellung über den Zechenstandort Bergmannsglück.

Juli 2011:
Exkursion auf Bergmannsglück. Die Projektleitung der RAG Montan Immobilen Gesellschaft gibt dem Geschichtskreis Gelegenheit, mit Teilnehmern des Forums Gelsenkirchener-Geschichten das Bergmannsglückgelände zu erkunden und die alte Dampfmaschine in Augenschein zu nehmen.

Februar 2012:
Kontaktaufnahme mit Heimatforscher Egon Kopatz. Der engagierte Lokalhistoriker gilt als erfahrener Sammler und profunder Kenner der örtlichen Geschichte, angefangen bei den Römern über die mittelalterlichen Bauernschaften, bis hin zur Industriezeit samt Zechenleben und -sterben. Beide Sammlungen, Bergmannsglück und Hassel, wollen sich in Zukunft gemeinsam vor Ort präsentieren.

März 2012:
Der Resser Heimatforscher Alfons Hölscher überlässt dem Geschichtskreis Teile seiner umfangreichen historischen Sammlung.

April 2012:
An einem Tag des offenen Archivs beim Heimatverein GE-Buer im Haus Heege, beteiligt sich der Geschichtskreis mit einer Fotoausstellung über den Zechenstandort Bergmannsglück.

Juni 2012:
Der Geschichtskreis ist mit Exponaten aus der Sammlung, bei der EXTRASCHICHT, der Nacht der Industriekultur auf dem Bergwerk Bergmannsglück vertreten. Eine Veranstaltung der Ruhrtourismus GmbH, in Zusammenarbeit mit der Gemeinschaft Bergmannsglücker Vereine.

September 2012:
Gespräche mit dem Heimatverein Buer über die Veröffentlichung von Aufzeichnungen des Geschichtsschreibers Dieter Thamm in den Beiträgen zur Stadtgeschichte. Neben der Malerei beschäftigt sich Thamm auch mit schriftstellerischen Arbeiten.

Oktober 2012:
Historischer Rundgang durch Bergmannsglück. Der Geschichtskreis begibt sich mit Teilnehmern der Gelsenkirchener-Geschichten auf eine Zeitreise als Bergmannsglück noch von Wald, Wiesen und reiner Ackerlandschaft geprägt war, über die Entstehung des Bergwerks und der Bergarbeitersiedlung bis in die Gegenwart.

November 2012:
Kontaktaufnahme mit dem Geschichtskreis Wilhelmine Victoria Gelsenkirchen-Heßler über einen zukünftigen Informationsaustausch.

Dezember 2012:
Heimatforscher Helmut Madynski aus Marl gibt einen Großteil seiner Bestände in die Obhut des Geschichtskreises. Dokumente außerhalb des GK-Bereichs Hassel-Bergmannsglück werden an den Heimatverein Buer weitergegeben.

Januar 2013:
Der Geschichtskreis präsentiert sich in neuer Formation als „Geschichtsfreunde Hassel-Bergmannsglück“ mit einem Geschichtsprojekt zur Belebung der Polsumer Straße. Hauptaugenmerk liegt dabei auf den vielen Leerständen, die mit Leben erfüllt werden sollen. {jcomments on}

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Von Heinz Hackstein

Heinz Hackstein wurde im Oktober 1948 in Gelsenkirchen-Buer geboren. Als erstes von mehreren Kindern einer Bergarbeiterfamilie ist er im Schatten der Zeche Bergmannsglück aufgewachsen. Nach einer Lehre als Starkstromelektriker bei der Hibernia, studierte er an der Staatlichen Ingenieursschule für Maschinenwesen in Gelsenkirchen Buer. Seit 1969 ist er verheiratet. Seine berufliche Laufbahn begann 1976 im Kraftwerk Scholven, bevor er zur Hauptverwaltung der VEBA Kraftwerke Ruhr AG an der Bergmannsglückstraße wechselte. Sein Aufgabengebiet war die Projektierung von elektrischen Anlagen. Nach einem abwechslungsreichen Arbeitsleben ging er, nicht mehr ganz fit, im Alter von 60 Jahren über eine Altersteilzeitregelung in den Ruhestand. Heute hat er Zeit, sich mit seiner Heimat näher zu beschäftigen. Als engagiertes Mitglied des Heimatvereins Buer widmete er sich der Heimatpflege bevor er mit einigen Kollegen in Hassel einen Geschichtskreis gründete.

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