0
(0)

This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license.Keine Tagesschau, kein heute-jounal, keine Tagesthemen, ohne dass irgendein Schlaumeier (oder eine Schlaumeierin) mich, meistens unmittelbar vor der Wetterkarte, mit total wichtigen Informationen vom „Parkett“ belästigt, also von der Frankfurter Börse.

 

Im Hintergrund immer die gleichen Bilder: ein Blick auf den DAX und sein Auf und Ab, manchmal zeigt man uns auch Bulle und Bär, die Entwicklung des Dow Jones, den einen oder anderen Schnappschuss von an Terminals sitzenden Börsianern und gelegentlich auch noch einen „Experten“, einen Volks- oder Betriebswirt einer Privatbank oder eines Wirtschaftsinstitutes.

Auch das, was mitgeteilt wird, ist – strukturell gesehen – immer gleich: eine Aktie hat zugelegt, eine andere verloren, Quartalszahlen einzelner Konzerne und die Unkerei darüber, wie sich dieses oder jenes für die „Anleger“ auswirkt.

Warum ist das so? An der unmittelbaren Bedeutung der Aktien für den Durchschnittsdeutschen kann das nicht liegen: dessen beliebteste Anlageform, zugleich natürlich die unprofitabelste, ist immer noch das Sparbuch (im Moment mit einem Realverlust einhergehend, weil die aktuellen Sparzinsen unter der Inflationsrate liegen).

Gefolgt wird das Sparbuch von Anlageformen wie Kapitallebensversicherungen, Tagesgeld, Bausparverträgen, Fondsanteilen und Festgeldkonten. Die Aktie steht auf Platz 8 – nur 14 % der Deutschen halten Aktien.

Selbst bei den Superreichen der Welt, die zusammen über ein Vermögen von 46, 2 Billionen Dollar verfügen, liegt die Aktie nur auf Platz 2 (26 %), nach Einlagen (28 %) und vor Immobilien (20 %).

Ginge man also nach der Verbreitung der Anlageform vor, müsste der tägliche Quasselkasper in den Nachrichten-Sendungen über die Entwicklung der Sparzinsen berichten, damit die Deutschen, immerhin 55 %, die über ein Sparbuch verfügen, auch gut informiert sind.

Tut er aber nicht!

Stattdessen betreibt er lieber die Mystifizierung des globalisierten Marktes, der sich im Wechsel der Kursdaten widerspiegelt. Er berichtet ja nicht von den Ursachen für Massenentlassungen, Konkurrenzmechanismen, dem Hecken nach immer größerem Profit, den Schlachten um Marktanteile, den miesen Arbeitsbedingungen, der Umweltzerstörung, sondern tut so, als schwebten der Finanzmarkt und die Börsen über den Wassern des schmutzigen Kapitalismus, in dem wir leben.

Das Geschäft des Quasselkaspers ist also nicht die Information, sondern die Desinformation, nicht die Aufhellung des Gehirns, sondern dessen Wäsche, nicht der Einblick in die Mechanismen unseres Wirtschaftssystems, sondern die Verdunkelung dieser Mechanismen. Er ist ein Arbeiter an der Front der Verdinglichung der Verhältnisse in den Köpfen der Menschen, ein Guru der Versteinerung von Bewusstsein, ein Anti-Aufklärer, eine ideologische Nervensäge. Statt der Einblendung von Aktienkursen müsste während seiner Vorträge ein Laufband eingezogen werden, auf dem Brechts altbekannter Satz zu stehen hätte:

Was ist der Einbruch in eine Bank gegen die Eröffnung einer Bank!{jcomments on}

Wie inspirierend, erhellend, unterhaltend war dieser Beitrag?

Klicke auf die "Daumen Hoch" um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Weil du diesen Beitrag inspirierend fandest...

Folge uns in sozialen Netzwerken!

Es tut uns leid, dass der Beitrag dich verärgert hat!

Was stimmt an Inhalt oder Form nicht?

Was sollten wir ergänzen, welche Sicht ist die bessere?

Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
Meine Daten entsprechend der DSGVO speichern
0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments