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Als die Grünen im Wahlkampf vor der letzten Bundestagswahl mit dem Vorschlag eines Veggie-Days um die Ecke kamen, hatten sie endgültig ihr Etikett als Verbots- und Bevormundungs-Partei weg. Die Quittung gab es bei der Wahl, denn wenn es um seinen Fleischverzehr (oder sein Auto) geht, da kennt der Deutsche keinen Spaß.

Wobei festzustellen bleibt, dass der Verlust von – gemessen an den Prognosen vor der Wahl – drei bis vier Prozentpunkten für die Grünen vielleicht betrüblich war, aber ein wirklich großer Schaden für unser Land dadurch nicht entstanden ist. Denn auch mit ein paar Prozentpunkten mehr für die Grünen wäre es, wegen der schwächelnden SPD, zur Großen Koalition gekommen.

Gemessen an den Verlusten für die Grünen bei der Wahl gibt es aber Veggie-Days mit größerer Bedeutung für die Menschheit. Nehmen wir nur mal jenen Tag, an dem Eva, bezüngelt von der Schlange, Adam überredete, trotz des Verbotes einen Apfel vom Baum der Erkenntnis zu essen. Immerhin ist mit diesem Obst-Tag die Vertreibung aus dem Paradies verbunden, in dem wir bis dahin dumm und nackt, aber sorgenfrei gelebt haben. Adam und Eva sollen sich der Überlieferung nach als erster ihrer Bekleidungslosigkeit bewusst geworden sein und sich rasch mit ein paar Blättern verhüllt haben. Angesichts der heutigen Pornofizierung unseres Alltags wäre eine solche Schamhaftigkeit schon beinahe wieder wünschenswert.

Ein zweiter Veggie-Day mit unmittelbaren Folgen, aber auch solchen, die bis in die Gegenwart reichen, schildert uns die griechische Mythologie mit der Geschichte von Paris, diesem Knaben, vor dessen Geburt seine Mutter träumte, sie werde eine Fackel gebären, die das Königreich in Brand setzt, und der deshalb nach der Geburt ausgesetzt wurde und als naiver Schäfer heranwuchs. Was die Mutter da geträumt hatte war natürlich ein Bild – ein grandioses Bild für die Zerstörung Trojas, die mit eben jenem Knaben Paris in engster Verbindung steht.

Aber wie das im griechischen Mythos häufig der Fall ist: der Mensch versucht, etwas zu vermeiden – und genau dadurch tritt es ein. Denn erst dadurch, dass er zunächst fern des Elternhauses aufwächst, weil er zwar in den Bergen ausgesetzt ist, eine Bärin ihn aber säugt und aufzieht, reift Paris zu jenem hübschen Kerl heran, den Hera, die Gattin des Zeus, Pallas Athene, die Göttin der Weisheit, und Aphrodite, die Göttin der Liebe, für würdig halten, im Schönheitswettbewerb zwischen ihnen den Dieter Bohlen zu machen. Und wieder kommt ein Apfel ins Spiel, den Paris der Schönsten überreichen soll.

Wäre Paris nicht nur schön, sondern auch klug gewesen, hätte er ein wenig nachgedacht oder besser noch: vorausgedacht. Dann wäre ihm vielleicht der Gedanke gekommen, dass man sich Hera lieber nicht zur Feindin machen sollte, indem man sich für Aphrodite entscheidet. Die hatte ihm versprochen, das schönste Weib der Welt zu seiner Gemahlin zu machen, wenn er sich für sie entschiede. Aber Paris war nicht klug und überreichte der schönen Aphrodite den Apfel, den er zuvor von Hera empfangen hatte. Und die Göttermutter ihrerseits war nicht nur eitel, sondern auch zickig: diese Schmach wollte sie nicht ungestraft lassen. Sie wird zur Feindin Trojas. Und damit war das Schicksal Trojas besiegelt, denn als Paris schließlich doch wieder an den Hof seiner Eltern gelangt, wird er den Griechen durch den (angeblichen) Raub der Helena den Vorwand liefern, Troja zu zerstören und die mächtige Stadt wie eine Fackel brennen zu lassen. Dass der angebliche Raub der Helena den Griechenfürsten ein willkommener Anlass war, mit Troja einen lästigen wirtschaftlichen, politischen und militärischen Konkurrenten im Mittelmeerraum zu beseitigen, sei hier nur erwähnt, aber nicht weiter ausgeführt.

Die unmittelbare Folge dieses Veggie-Days war also die Zerstörung Trojas, einer Stadt, die, auf heutigem türkischen Staatsgebiet liegend, bekanntlich von Heinrich Schliemann aus dem Reich des Mythos in die Realgeschichte geholt wurde.

Die mittelbare und bis in die Gegenwart reichende Folge war die Erfindung des Schönheitswettbewerbs, bei dem Frauen von Männern begutachtet und bewertet werden. Am Ende der Entwicklung steht dann Heidi Klum, eine Pieps-Stimmen-Frau, die sich in Werbespots auch schon ´mal Fruchtgummis zwischen den Zehen heraus puhlt.

Und das ist unzweifelhaft eine größere Katastrophe als ein paar Prozentpunkte bei Bundestagswahlen zu verlieren! {jcomments on}

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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