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Die NRW-Schulministerin zeichnet sich im Landeskabinett durch zwei Alleinstellungs-Merkmale besonders aus: so gut wie alles, was unter ihrer Leitung aus dem Schulministerium an  „Reformen“ gekommen ist, war handwerklich äußerst schlecht vorbereitet. So wurde, um nur ein Beispiel zu nennen, mit viel TAMTAM die Inklusion eingeführt – allerdings ohne zuvor wirklich die personellen, räumlichen, organisatorischen, finanziellen  und inhaltlichen Voraussetzungen zu schaffen. Die Schulen wurden vielmehr allein gelassen – die Kollegien – letztlich aber die Kinder und ihre Eltern –  hatten das auszubaden, was seitens des Ministeriums nicht oder nur halbherzig vorbereitet worden war. Von ihren Eiertänzen zum Thema G8/G9 soll hier lieber geschwiegen werden.

Zweitens ist sie in der Fähigkeit des verbalen und inhaltlichen Floskeln-Klöppelns fast unschlagbar, sie ist eine Großmeisterin in der Nicht-Beantwortung von konkreten Fragen durch verschwurbeltes Ausweichen mit Hilfe rhetorischen Luftblasen aus dem Schatzkästchen  nichts-sagender Versatzstücke des Politikersprechs. Auf konkrete Vorhaltungen folgt bei ihr stets die Flucht ins Allgemeine, in das Reich des Wolkigen, des Nebulösen.

So machen die Redakteure der WAZ im Interview folgende – in der Sache zutreffende – Aussage:

„Die großen Lehrerverbände protestieren heftig gegen die Umsetzung der Inklusion: zu wenig Personal, schlechte Ausstattung, kaum Fortbildung.“

Was weiß die Ministerin zu antworten:

„Inklusion ist ein Jahrhundertprojekt, dafür gibt es keine Blaupause (…)Wir gehen behutsam vor(…).“

So kann man es natürlich sagen, wenn man seine eigenen Versäumnisse wegschwatzen will. Aber die Frage muss dann auch erlaubt sein: Gerade wenn es ein Jahrhundertwerk ist, gerade wenn man behutsam sein will, muss man dann nicht erst recht die Vorbereitung einer Reform besonders gut durchdenken, um die Voraussetzungen für einen gelungenen Start zu schaffen? Nun ja: man kann auch die Auffassung vertreten, dass Kinder das Schwimmen am besten lernen, wenn man sie einfach ohne vorherige Anleitung und Übung ins tiefe Wasser wirft und ihnen hinterher ruft: „Jetzt mach´ aber ´mal voran!“.

Ihren beiden bisherigen Alleinstellungs-Merkmalen hat Ministerin Löhrmann nun aber weiteres hinzugefügt, nämlich eine Charakterlosigkeit sondergleichen: unverhohlen verspricht die Ministerin den Grundschullehrern in Nordrhein-Westfalen höhere Bezüge, wenn die Grünen nach der Landtagswahl 2017 noch an der Regierung beteiligt sind – und sie wohl noch das Ministeramt bekleidet, was sie aber nicht ausspricht! Das klingt in der WAZ so: „Die bessere Bezahlung aller  Grundschullehrkräfte haben wir Grüne uns für die nächste Legislaturperiode vorgenommen.“

Da werden dann ja wohl die 45 000 Grundschulpädagogen in NRW bei der Landtagswahl 2017 an der richtigen Stelle ihr Kreuz machen.

Nicht, dass ich jetzt falsch verstanden werde! Die an den Grundschulen arbeitenden Lehrerinnen und Lehrer haben eine Aufbesserung ihrer Bezüge mit Sicherheit verdient, ja, sie ist überfällig! – aber für die tägliche Arbeit mit den Kindern wären kleinere Lerngruppen, besser ausgestattete Schulen, renovierte Schulgebäude und Sporthallen, qualifiziertes Vertretungspersonal in ausreichender Anzahl, eine Entlastung der Lehrerinnen und Lehrer von bürokratischem Plunder und eine Besetzung der großen Zahl von nicht-besetzten Rektoren- und Konrektoren-Stellen  vielleicht auch ´mal einen Gedanken wert. Die Herausforderungen in der Arbeit mit Grundschulkindern und die täglichen Frustrationen werden nicht durch ein paar Euro geringer, sondern dadurch, dass man auf die gewachsenen Aufgaben und Anforderungen auch strukturell reagiert.

Eine Gehaltserhöhung – gut! Aber in diesem Falle hat es den Beigeschmack von Schmerzensgeld, vor allem aber ist es ein hochnotpeinlicher Versuch, Stimmen zu kaufen!

 

 

 

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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