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Das ist das Schöne an einer solchen Entscheidung wie in der Türkei beim Verfassungsreferendum. Alle möglichen Minderheiten, die sonst gesellschaftlich diskriminiert werden, können sich äußern und mit mehr oder weniger waghalsigen Argumenten zum allgemeinen Palaver beitragen.

Da sind einmal die Dummschwätzer, die bisher offensichtlich mit verschlossenen Augen durch die (bundesrepublikanische) Welt gelaufen sind, jedenfalls was das Thema Integration angeht. Diese Gruppe hat noch nie etwas von einer Parallelgesellschaft gehört, in der türkischstämmige Menschen ein Leben lang verbringen, ohne auch nur ein Wort Deutsch sprechen zu müssen, weil eine „türkische Infrastruktur“ es ihnen erlaubt, ohne Kontakt zur gesellschaftlichen Mehrheit zu leben: Türkisches Fernsehen, türkische Cafés und Lebensmittelhändler, türkische Sportvereine und Friseure, Moscheen und Gebetshäuser, Kulturvereine und Restaurants, türkische Zeitungen, Ärzte und auch noch Informationen, Aushänge, Broschüren der Stadtverwaltung, in denen man alles ins Türkische übersetzt hat. Im Krankenhaus wird im Zweifelsfall ein Arzt oder ein Pfleger geholt, der Türkisch besser spricht als Deutsch.

Und zu dieser Parallelgesellschaft gehören auch „Ehrenmorde“, Verheiratung von Minderjährigen, „Rechtsprechung“ jenseits unserer Gerichtsbarkeit („Friedensrichter“), Clandenken, ein zweifelhaftes Frauenbild, Antisemitismus, ausgeprägte Homophobie und ein ebenso ausgeprägtes und akzeptiertes Machoverhalten und –zumindest in weiten Teilen – eine religiöse Intoleranz gegenüber allen Anders- und Nichtgläubigen.

Und unsere Dummschwätzer, die deshalb Dummschwätzer sind, weil sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit Glanz in den Augen von der  Bereicherung unserer Gesellschaft durch multi-kulturelle Einflüsse schwadronieren, reiben sich jetzt die Augen, weil „unsere“ Türken mit überdeutlicher Mehrheit für einen Mann gestimmt haben, der einen großen Schritt in Richtung Diktatur getan  und jetzt die Einführung der Todesstrafe in der Türkei auf die Agenda gesetzt hat. Vor diesem Hintergrund kommt tatsächlich bei dem einen  oder anderen Dummschwätzer gegenüber den  hiesigen Türken ein wenig, aber ganz leise und sehr zaghaft und verklausuliert formuliert  der  Vorwurf der „Undankbarkeit“ zum Ausdruck. „Wie können die nur….“usw. usf.

Ja, die können! Und ein Teil von ihnen will sich auch nicht integrieren, will nicht die deutsche Sprache lernen und anerkennen, dass unsere Gesetze im Alltagsleben über irgendwelchen Glaubensvorschriften stehen –  und zu recht über ihnen stehen!

An der Seite der Dummschwätzer stehen die Schönredner, die uns jetzt erzählen, dass immerhin knapp 50% der Türken (in der Türkei) gegen Erdogan gestimmt haben. Ja, das ist klasse – und für viele von ihnen war der Gang zur Wahlurne bestimmt nicht einfach, weil in der Türkei nun schon seit Monaten der Ausnahmezustand herrscht und schon alleine deshalb die Abstimmung nicht frei war. Man soll doch bitte nicht vergessen, dass Hunderte in den Gefängnissen sitzen, weil sie eine abweichende Meinung haben oder geäußert haben, dass Tausende – Lehrer, Richter, Journalisten- ihren Beruf zwangsweise aufgeben mussten, weil sie entlassen wurden, weil sie ihres Amtes enthoben wurden, weil ihre Redaktionen geschlossen wurden.

Diese Schönredner tun so, als sei der Sündenfall jetzt erst eingetreten oder trete ein, wenn die Todesstrafe kommt. Diese Schönredner bringen immer wieder Gründe vor, warum man nun den „Gesprächsfaden nicht abreißen lassen“ soll, warum man nun „besonnen“ sein soll, warum man nun auch an die „Interessen der Opposition“ denken muss. Verdammte Hacke! Musste man das bisher nicht? Aber was macht man, wenn die andere Seite nicht sprechen will, sondern lieber schimpft, nicht besonnen ist und dieser Seite die Interessen der Opposition keinen Pfifferling wert sind, weil man die Opposition weg haben will?

Was ist das für eine After-Philosophie, die meint, jetzt werde Erdogan „großzügig“ und „großmütig“ sein, weil er sein Ziel erreicht hat? Indirekt gibt man damit doch zu, dass auf der anderen Seite des Spielfelds ein Despot oder Diktator herrscht, denn „Großmütigkeit“ ist in einer Demokratie nicht nötig, weil dort ein Rechtssystem herrscht!

Diese Schönredner haben immer und immer wieder Rechtfertigungen für jede noch so abstruse und Integration verhindernde Forderung unserer türkischen Mitbürger gefunden- sei es nun der Wunsch nach eigenen Badezeiten für Muslime, eigene Grills an öffentlichen Plätzen (Grills, auf denen kein Ungläubiger Schweinefleisch gegrillt hat),Absonderung der Mädchen von schulischen Aktivitäten und überhaupt das sich in einer Endlosschleife wiederholende Gejammer von  der Benachteiligung- übrigens ein Alleinstellungsmerkmal dieser Gruppe von Migranten, denn von Vietnamesen, Chinesen, Afrikanern, Italienern, Spaniern und Portugiesen, Japanern, Menschen vom Balkan, die hier eingewandert sind, um nur einige andere Gruppen zu nennen, ist ähnliches nicht zu hören.

Und dieses Schönreden der Damen und Herren „Verständnisvoll“ erfolgt stets unter dem Hochhalten der Flagge der Religionsfreiheit und der Toleranz. Dabei wird schnell vergessen, dass Religionsfreiheit zunächst mal Freiheit von Religion bedeutet- vor allem im öffentlichen Raum, weil der Glaube, nach unserem Verständnis, reine Privatsache ist. Und vergessen wird auch, dass Toleranz nicht das gleichgültige oder uneingeschränkte Bejahen eines jeden Unsinns ist, sondern eine aktive Auseinandersetzung, ein Handeln  auf der Basis der allgemein gültigen und verbindlichen Regeln.

Zu den Dummschwätzern und Schönrednern gesellen sich als dritte Gruppe nun die Integrationsrechner, angeführt von Frau Aydan Özuguz (SPD), der „Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration“, die bisher unter anderem durch ihr Votum gegen ein Verbot der Ehe mit Minderjährigen aufgefallen ist. Integrationsrechner sind all die, die – als Politiker, Wissenschaftler, Publizisten, Autoren, Integrationsbeauftragte oder in staatlichen, halbstaatlichen und privaten Einrichtungen- Teil des Wirtschaftskomplexes „Integration“ sind, einer gut geölten Maschinerie, die etliche Arbeitsplätze bereithält und jede Menge Papier produziert. Menschen also, die schon um ihrer selbst willen ein Interesse daran haben müssen, dass Integration nicht als gescheitert gilt. Diese Gruppe hat nun aber ein großes Problem, weil in Deutschland – und hier wiederum im „multi-kulturellen Ruhrgebiet- so viele Türken wie sonst nirgendwo, nicht einmal in der Türkei selbst, ihre Stimme Erdogan gegeben haben. 75,9% derjenigen, die im Ruhrgebiet gewählt haben, haben mit JA gestimmt und damit dem Kurs der Türkei in ein Präsidialsystem despotischer Grundierung ihre Stimme gegeben.

Das ist natürlich peinlich – bei all den Integrationsbemühungen, dem Geld und den Ressourcen, die für Integration zur Verfügung gestellt worden sind. Weil man die Zahlen nun nicht einfach so wegschwatzen kann, beginnt das Integrationsrechnen. Und das funktioniert so: Man geht davon aus, dass von den 1,43 Millionen Wahlberechtigten nur rund 660 000 ihre Stimme abgegeben haben. Von diesen wiederum haben  knapp  63% für  Erdogan gestimmt, also etwas weniger als rund 416 000. Rund 17% (245 Tsd.) haben mit NEIN gestimmt. Setzt man jetzt die Stimmen der JA-Sager in Bezug zu allen rund 2,9 Millionen hier lebenden Türken bzw. türkischstämmigen Menschen(egal ob mit oder ohne deutschem Pass) dann, so geht die Rechnung weiter, haben nur gut 14% der Türken, die hier leben, für Erdogan gestimmt. Mithin haben rund 86% nicht für Erdogan gestimmt- wenn das kein Zeichen für gelungene Integration ist!

 

Wann gibt es also endlich einen Lehrstuhl für Integrations-Mathematik?

Frau Özuguz- übernehmen Sie!

 

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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Heinz Niski

Wenn ich das richtig verstanden habe, sind die Ja Stimmen aus Deutschland eine „Auflehnung gegen deine Ablehnung“ – siehe den Kommentar in der Süddeutschen:

http://www.sueddeutsche.de/politik/deutschtuerken-auflehnung-gegen-ablehnung-1.3467498

Das kann man jetzt als temperamentvolle südländische Bauchentscheidung und Statement gegen zu viel verkopftes so stehen lassen. Alexis Zorbas hat uns ja mal fasziniert… nun tanzt zwar nicht der Sirtaki über den holperigen Boden des Grundgesetzes, aber diese archaische Urgewalt zeigt deutlich, wo demnächst der Hammer hängt.Erst handeln, dann denken……..

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Dennis

Und das unterscheidet sich von anderen Bevölkerungsgruppen 2017 inwiefern?

Zu dem Verhältnis Abstimmungsverhalten Bevormundungstonfall, haben wir in GE doch schon einige Erfahrungen gesammelt. Es erscheint mir als nicht plausibel, diesen, zumindest intuitiv, rasch nachvollziehbaren Faktor, nun ausgerechnet für diese Wahl, für diese Bevölkerungsgruppe, pauschal auszuschließen.

Bedeutet das im Umkehrschluß, dass alles integrationstechnisch okay ist? Nö, natürlich nicht. Aber ist es korrekt, diesen Mangel an nur einer spezifischen Gruppe festzumachen?
Schon gar nicht.
Tatsächlich habe ich eher den Eindruck, dass es insgesamt an Integrationskraft fehlt. Und zwar bzgl. Integration von Jedermann in das Irgendwas, in welches wir, zumeist Andere gerne integriert sehen wollen.
Das gilt für türkisch, russischsprachig, kroatisch oder einfach Gelsenkirchen_Erle_stämmige gleichermaßen, es prägt sich nur anhand von ziemlich rückständigen Faktoren, unterschiedlich aus.

Das ist nun so sehr Problem, wie man Erwartungen hat. Erwartet man nur, dass alles so weiterläuft wie bisher, jeder für sich alleine und im Zweifel hilft das StGB, dann besteht zur Aufregung kein Anlass.
Die gefühlte Lebensrealität vermittelt einem, dass es noch gut und gerne hundert Jahre lang so weitergehen kann.
Erwartet man jedoch mehr, als nur das Nebeneinanderleben unter einem Verwaltungsüberbau, muss man schon erklären, was genau eigentlich.

Dann muss man nicht nur darüber sprechen, was der Andere unterlassen soll, sondern vor allem Dingen einmal beschreiben, was dieses Dings eigentlich sein soll, in welches man Alle zu integrieren wünscht – und darüber ob das derzeit überhaupt irgendwem beanstandungslos gelingt und über diese Gründe des Gelingens und Nichtgelingens.

Insofern kann die Debatte über Deutschtürken, als Hinweisgeber eine große Chance sein. Wenn man es aber dabei belässt, läuft man ziemlich schnell Gefahr, scheuklappig auf dem Holzweg zu wandeln.

(da Lehrer anwesend sind – mein geschriebenes Deutsch wird immer mieser, ich arbeite daran und entschuldige mich)

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Heinz Niski

Wie willst du ein „mehr als nur Unterordnung unter den Verwaltungsüberbau“ definieren? Als respektvollen, achtsamen Umgang? Als Definition gemeinsamer Werte? Manchmal würde mir schon reichen, wenn ich locker und unbefangen beim Einkaufen ein Lächeln oder einen Scherz mit einer älteren Kopftuchdame austauschen könnte. Da ist aber die Tradition und die Sprachbarriere vor.

Ein Unterschied zu anderen Gruppen ist der Quantitative, der hohe Organisationsgrad, die Ideologisierung an den Linien Türkentum und/oder Islam. Letztlich ist es aber egal, ob ein kurdischer, türkischer oder libanesischer, arabischer Mitbürger Mischehen mit Biodeutschen als Verrat an der eigenen Gruppe oder Ethnie sieht. Für mich ist so etwas wie eine Zeitreise in die Anfänge der BRD, als katholen und evangelen getrennte Schulen & Betten hatten. Ich habe türkische Bekannte, die einen türkischen Vermieter oder türkische Nachbarn vehement ablehnen. Fragst du sie nach Gründen, kommt kein Hinweis auf fragwürdige Interpretationen des Grundgesetzes, sondern diffuse Umschreibungen der Art, Mentalität, dass sie im nicht justiziablen Bereich Rücksichtslos und unkorrekt wären. Würdest du als Deutscher das vertiefen, wärst du sehr schnell in der Rassismusfalle. Bleibst du im Bereich Einhaltung der Strafgesetze, des GG, der Menschenrechte, kommst du auch nicht weiter.
Im Moment fällt mir wenig brauchbares ein, weder als Umschreibung der Probleme noch als Lösungsansatz. Die gesellschaftliche Debatte läuft seit Jahrzehnten ins Leere oder findet hinter vorgehaltener Hand statt. Vielleicht können oder müssen die Gastarbeiter/Einwanderer/Migranten/Neubürger etc. diese Diskussion führen. Es gibt ja einige Ansätze:

Kemal Bozay: „…ich bin stolz, Türke zu sein!“ Ethnisierung gesellschaftlicher Konflikte im Zeichen der Globalisierung.

https://www.socialnet.de/rezensionen/3020.php

Diese Zeitreise verweist auf tasächliche Defizite der Integrationspolitik – wir haben das Treiben damals sehr wohl mit bekommen, uns aber mit „Leitkultur“ Diskussionen blockiert, statt klar und eindeutig zu sagen, dass Faschisten und Ultranationale nichts in Deutschland zu suchen haben, auch nicht, wenn sie Schnauzer tragen.
Spiegel über Graue Wölfe der 70ziger Jahre

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Bernd Matzkowski

in der waz von heute findet sich unter der überschrift „NRW ringt um Integration“ (seite POLITIK) schönes anschauungsmaterial für die von mir skizzierten positionen. einleitend wird bereits auf seite 1(politiker streiten über Integration) NRW-Integrationsminister Rainer Schmeltzer zitiert, der laut waz, darauf hingewiesen hat, dass man die niedrige wahlbeteiligung in nrw nicht als ein zeichen gescheiterter integration werten darf. so kann man es auch sehen, denn natürlich ist die nicht-abgabe der stimme bei einer wahl demokratisches recht, da wir keine wahlpflicht haben. 50% der wahlberechtigten türkischen/türkischstämmigen mitbürger habe eben auf das recht auf stimmabgabe verzichtet.
man möge das mal auf die beteiligung der wahlberechtigten bei der nächsten bundestags- oder landtagswahl beziehen, da würde eine so hohe nicht-beteiligungsquaote wohl als katastrophe angesehen.

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Heinz Niski

Heute in der GE-WAZ ein merkwürdiger (anonymer) redaktioneller Kommentar, der von sowohl-als auch, über beinharten, glasklaren eindeutigen schwammigem nichts sagt. Die Integration ginge weiter.
Aha.
Was aber wäre, wenn alle Beteiligten gar keine „Integration“ mehr wollen, sondern nur allenfalls ein Nebeneinander?

http://www.waz.de/staedte/gelsenkirchen/bei-der-integration-duerfen-wir-nicht-aufgeben-id210324233.html

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Bernd Matzkowski

„Dann muss man nicht nur darüber sprechen, was der Andere unterlassen soll, sondern vor allem Dingen einmal beschreiben, was dieses Dings eigentlich sein soll, in welches man Alle zu integrieren wünscht – und darüber ob das derzeit überhaupt irgendwem beanstandungslos gelingt und über diese Gründe des Gelingens und Nichtgelingens.“

dennis, einigem, was du schreibst(siehe das zitat aus deinem text) kann ich etwas abgewinnen. der begriff der integration ist vage, relativ offen, sozusagen ein wechselbalg. wenn die jetzige debatte dazu genutzt würde, ihn inhaltlicher zu füllen, wäre ja schon viel gewonnen. das ist aber leider nicht der fall! genau diese phrasendrescherei , die die debatte um inhalte ersetzt, ist ja der eigentliche kern der kritik in meinem beitrag.
ich würde aber erst mal ganz unten anfangen, bei den basisdingen, zb anerkennung des grundgesetzes und der wesentlichen regeln unseres zusammenlebens, anerkennung, dass religion privatsache ist, trennung von kirche und staat, offenheit in glaubensfragen. und dies ganz unabhängig von nationalität, herkunft und eigener religion. leider ist es so, und das weiß ich aus täglichem eigenen erleben (zb als fußballtrainer einer mannschaft, in der ein kind von 16 kindern bio-deutscher ist,übrigens nicht meins!), dass in unterschiedlichen kulturen, auf die wir hier treffen bzw. mit denen wir hier leben, die bereitschaft zur aktiven akzeptanz der oben skizzierten aspekte unterschiedlich stark ausgeprägt ist.
das zu ändern, zu verbessern, um ein gedeihliches zusammenleben zu gestalten, ist harte arbeit- deswegen nerven mich die phrasendrescher so!

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Heinz Niski

Es gibt einige hundert türkische Vereine und Verbände, ein großes Netzwerk von ultranationalen und / oder islamistisch geprägten Vertretern bis in die Integrationsräte hinein. Ich glaube nicht, dass der Geist der die Anfänge der türkischen Communities bestimmte, heute ein gänzlich anderer ist:

„Wir laden alle nationalistischen türkischen Brüder dazu ein, diese Moskaulakaien, die, tollwütigen Hunden ähnlich, die ruhmreiche türkische Armee und ihr Vaterland hinterlistig und gemein niederschreien, zu bekämpfen. (…) Vom Vaterland 3000 km entfernt, sucht ihr auch Lösungen für die politischen und sozialen Probleme. Diese Probleme können wir nur gemeinsam lösen im Kampf gegen Demokratie und Kommunismus.“

(Nationalistischer Türkischer Verein 1972)

Die Nationalistische Arbeitervereinigung , die 1973 in die MHP / graue Wölfe aufging:

“ Wir glauben fest daran, daß der Jude, dieser Hund, der in der ganzen Welt Bosheit sät, der den Völkern das Blut aussaugt, dass er von dem nationalistischen türkischen Arbeiter erkannt werden muß. (…) Die ‚Nationalsozialistische Arbeitervereinigung’ hat die Flagge des Heiligen Kampfes gehisst. Wir werden unsere Feinde wie Ratten zertreten. Hoch die Nationalsozialisten!“

Gewalt war und ist Teil der politischen Kultur der Türken hier in Deutschland. Zahlreiche Berichte, Filme, Artikel haben sich mit den gewalttätigen „Diskussionen“ nach dem Putsch innerhalb der türkischen Community in Deutschland beschäftigt. Es gibt keine Kultur des Kompromisses. Es herrscht die strikte Trennung in schwarz/weiß vor. Auch das erschwert ein aufeinander zugehen.

Zitat aus Wilhelm Heitmeyer: Verlockender Fundamentalismus, a.a.O., S. 56; S. 275. 1997

Gewaltbereitschaft aus nationalistisch-fundamentalistischen Motiven
Die Ergebnisse über den Zusammenhang zwischen Islam und Gewaltbereitschaft und ethnischer Nationalismus und Gewaltbereitschaft haben in dieser Studie heftige Reaktionen ausgelöst: „Wenn es der islamischen Gemeinschaft dient, bin ich bereit, mich mit körperlicher Gewalt gegen Ungläubige durchzusetzen.“ Dieser Aussage stimmen 8,3 Prozent der Befragten voll zu, und weitere 17,4 Prozent stimmen zu. Etwa ebenso viele sagen: „Wenn es der islamischen Gemeinschaft dient, bin ich bereit, andere zu erniedrigen.“ 10,9 Prozent oder 17,6 Prozent stimmen zu, wenn nach der Rechtfertigung von Gewalt bei der Durchsetzung des islamischen Glaubens gefragt wird. Und fast jeder vierte Befragte ist der Auffassung „Wenn jemand gegen den Islam kämpft, muß man ihn töten.“ Ein Drittel der Jugendlichen meint, wenn es um die nationalen Interessen der Türkei gehe, müsse man zur Gewalt greifen; und mehr als 40 Prozent sind bereit, zur Gewalt zu greifen, wenn es um die nationale
Ehre geht, oder würden sogar ihr Leben opfern, um den Einfluss der Türkei zu stärken.

Kemal Bozay: „…ich bin stolz, Türke zu sein!“ Ethnisierung gesellschaftlicher Konflikte im Zeichen der Globalisierung – Seite 357:

……. Die alltägliche Praxis hat gezeigt, dass vor allem in den sozialen Brennpunkten, in „türkischen“ Wohnvierteln und Ghettos, die ethnischnationalistischen
und islamistischen Organisationen Graue Wölfe/„Türk Federasyon“, ATIB, ANF u.a. Resonanz finden. Die türkischsprachige Wohnbevölkerung fühlt sich aus unterschiedlichen Gründen von diesen Vereinen angezogen. In den Vereinen kommen nicht nur politische Fanatiker und religiöse Eiferer zusammen, sondern viele andere – insbesondere Migrantenjugendliche – suchen einfach Schutz in einer ethnischnationalen und islamischen Gemeinschaft, die sich von den Werten und
Lebensweisen des Aufnahmelandes abschottet.

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Heinz Niski

Hier ein Zitat aus Kemal Bozays: „…ich bin stolz, Türke zu sein!“ Ethnisierung gesellschaftlicher Konflikte im Zeichen der Globalisierung – es erzält 2003 der türkische Jugendliche Servet –

„Deutschland ist mein Lebensmittelpunkt“
Wenn auch mit negativen Erfahrungen belastet, fühlt Servet seinen Lebensmittelpunkt in Deutschland. Prägend für ihn ist in Deutschland nicht das Leben in der Mehrheitsgesellschaft, sondern die Existenz des„Europäischen Türkentums“:

„Äh, wenn Deutschland auch nicht meine Heimat ist, ist sie dennoch mein Lebensmittelpunkt. Und ich hab eine äh eine direkte Verbindung zu Deutschland. Also, äh ich hab keinen Plan, in die Türkei zurückzukehren. Für mich ist äh das, was Deutschland zu Deutschland macht, äh die türkische Existenz hier. Dies hat ein neues Ding mitgebracht, also das „Europäische Türkentum“. Das ist für mich sehr wichtig. Also, zwischen dem Türkentum in der Türkei und dem Türkentum hier gibt es Unterschiede. Die Atmosphäre hier gefällt mir sehr. Also, warum? Hier hat man einmal eine staatliche, also eine Sicherheit. Und äh, wie ich schon gesagt habe, es ist eine Besonderheit Türke zu sein. …Äh, ich glaube nicht an Multikulturalität oder so was. Also, es kann einen kulturellen Austausch geben, aber die als Synthese bezeichnete Sache, kann‘s nich geben. So kann keine Kultur existieren. Denn das ist eine äh künstliche Schaffung, also eine künstliche Sache. Das ist eine Drohung. (…)
Jede Kultur und Nation äh muss seine Ursprünge behalten und weiter äh beleben. Und dass jede Kultur äh für sich selbst. (…) Aber, diese multi-kulti Sachen, äh dass sind alles künstliche Dinge. Also, dass sind Zwänge der „Leitkultur“ also. (…)….. Also, ich habe immer einen Standpunkt, also als Türke. Das ist für mich sehr wichtig. (…) Wenn ich äh meine, oder äh unsere Mission formulieren darf: Der Türke muss Türke bleiben. Ich möchte auch Türkisch-
Bleiben. (…) Die Moscheen sind für euch also ein Problem. Wenn ihr keine Gebetsstätten für uns einrichtet, dann gründen wir unsere eigenen.

und zu letzt

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/brief-aus-istanbul/kantinenwirt-und-kolumnistin-in-tuerkei-verhaftet-14600398-p2.html?printPagedArticle=true#pageIndex_3

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Heinz Niski
Heinz Niski

Der altersgrantelnde Bassam Tibi hat einige bemerkenswerte Gedanken veröffentlicht zur Integration und Leitkultur: http://bazonline.ch/ausland/europa/die-missbrauchte-leitkultur-eine-beschwerde/story/14576141

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