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Einer Stadt wie Gelsenkirchen und insbesondere dem Stadtteil Ückendorf, kann etwas Kreativität nicht schaden. Und wenn unerwartet ein intellektueller Sprayer die Bühne betritt und Motive verwendet, welche die meisten Kinder des Stadtteils aus Kinderbüchern vermutlich nicht mehr kennen, dann schaut man gerne etwas genauer hin.

 

Eines Tages tauchten Zeichnungen von Franz Josef Tripp an verschiedenen Stellen des Stadtteils auf. Franz Josef Tripp (übrigens in Essen geboren) war Illustrator der »Räuber Hotzenplotz« Bücher von Otfried Preußler und somit Schöpfer von Zeichnungen, die vielen Kindern lange Zeit ein Begriff waren.

Eine Aufwertung.

Aber wirklich aus dem Underground

Aus dem Blickwinkel des nüchternen Betrachters jedoch auch ein Verstoß gegen das Urheberrecht. Auch Graffiti sind nicht an beliebigen Orten anbringbar. Also ist die Aktion ähnlich subversiv wie das Treiben des Bildmotives, des Räuber Hotzenplotz. Illegal, aber trotzdem am Ende irgendwie charmant.Pressefoto Julian Sonntag Julian Sonntag hat den »Räuber im öffentlichen Raum« zum Bildmotiv gemacht und seine Bilder in der Stadtteilgalerie bild.sprachen ausgestellt. Es heißt, der Graffitikünstler sei unbekannt und Sonntag nähme die Rolle eines Chronisten ein. Ein Chronist dessen, was das Hotzenplotz-Phantom an verschiedenen Stellen hinterlässt. Die Frage bleibt offen, ob es sich dabei um eine Herausgeberfiktion handelt, in welcher der eigentliche Künstler die Entstehung des Werks einer dritten Person zuschreibt. Entweder um die Authentizität zu erhöhen, oder um nicht eindeutig mit dem Werk in Verbindung gebracht werden zu können.

Dennoch kommen schon sehr viele Zufälle zusammen: etwa, dass der, an Fotografie interessierte, Julian Sonntag zufällig auf ein Graffito des unbekannten Künstlers stößt, zugleich selber auch Erfahrungen als Graffitikünstler hat und dann auch noch alle anderen Werke des Künstlers auffindet. Stets an Orten, die sich für ein Bild in Szene setzen lassen können.

Auf einer alten Mauer kann der Betrachter Kasperl und Seppel dabei zusehen, wie sie ihre berühmte Kiste mit der Aufschrift »VORSICHT GOLD« tragen.

Auf einer weiteren Wand, etwa 15 Meter entfernt im Hintergrund, wartet der Räuber hinter einem Stein auf die beiden. Auch eine räumliche Komposition. Allerdings nur für den Betrachter des Fotos. Der zufällige Passant müsste schon genau die Perspektive einnehmen, die der Fotograf einnahm. Andernfalls betrachtet er nur ein einzelnes Bild. {jcomments on}

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Von Chajm Guski

Chajm ist begeisterter Bewohner des Ruhrgebiets (könnte sich grundsätzlich aber auch vorstellen, woanders zu leben), Herausgeber von talmud.de, Organisator des Minchah-Schiurs im Ruhrgebiet, Blogger, Autor von Artikeln und Glossen in der„Jüdischen Allgemeinen”. Zudem ist er ein Early Adaptor der vielen technischen Spielereien, die das Internet jeden Tag hervorbringt. Einige werden auch hier dokumentiert.

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