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Tag 1

Gelsenkirchen Altstadt, Freitag, 23.09.2011 –  19:30 Galerie auf Zeit, Hinterhof von Oven Straße 10

Mario Stork – musikalischer Allrounder, Komponist, Arrangeur, Interpret, Texter, dazu noch Journalist und und und, stellt seine neue CD vor. Das Publikum tröpfelt herein, 30 Leute smalltalken mit sich, ihren Getränken und anderen, eine Fangruppe lauscht dem ton- und tastensicheren Protestsänger und Chansonier.

Sein Opener: eine trotzige „jetzt erst Recht Liebeserklärung“ wenn man schon 10 Jahre harte Beziehungs- und Liebesarbeit hinter sich gebracht hätte. Textzeilen wie „gemeinsam gegen die Idioten“ und „was lange währt, wird endlich gut, was lange gährt wird endlich Flut“ lassen schließen, dass die angesprochene Zielgruppe handfeste, ehrlich und hart malochende Beziehungs-Utilitaristen sein müssen. Das blaue Band der Poesie verknotet sich in meinem Gehörgang und ich denke darüber nach, ob das Werk eine Parodie sein könnte. Viel Zeit bleibt mir nicht, der nächste Song ist noch trotziger, es scheint ein Manifest und persönliches Bekenntnis zur dauerhaften und permanenten Revolte gegen Anpassung und Spießertum zu sein.

Mario schleudert wie schon in früheren Werken, singend „strunzdummen Menschen“ den Fehdehandschuh um die Ohren. Nervensägen aller Länder: aufgepasst! Mario Storks Kampf gegen Kaugummis auf dem Sitz, knisternde Bonbonpapiere in der Oper, müffelnde Straßenbahn-Mitfahrer, während der Rush-Hour einkaufende Senioren geht weiter.

Dem Publikum gefiel es.

20:15

Der leibhaftig gewordene Kontrast in Form der Kunstfigur Edy Edwards aus Herne entert mit Gitarre die Bühne. Revoluzzer-Attitüde, Reibeisenstimme, die Rio Reiser, Tom Waits, Rod Steward und Joe Cocker beleiht und ab und an einen Bob Dylan drüber kiekst. Auf seinen Beziehungsbaustellen bestimmt kein Oberpolier-Therapeut, er wühlt noch eigenhändig im Dreck am Fundament.

Erdige Stimme und melodiöser Flott-Rock überlisten eingeschliffene Automatismen, sodass Fußspitzen hier und da den Takt mit tappen, während der schlanke 20jährige Mann herzzerreißend traurig, verstohlen mehrdeutig, über Liebe, Verrat und Ehrlichkeit und Sehnsucht klagt. Er braucht noch ein paar Lebensjahre, um neben Kurzzeitbeziehungsproblem-Gedöns die Mühen der Langzeit-Ebenen hitverdächtig aufzubereiten. Wird er aber.

Dem Publikum gefiel es.

21:30

Ich verquatsche mich und verpasse Acoustic Pop mit „Schutzschall“ deshalb bis auf 2 Stücke. Zu wenig für einen Eindruck.

22:30 – 4 Uhr

Die Akteure, Gäste, Besucher genossen sichtlich den Abend und feierten sich zu gut abgehangener Mainstream Mucke aus der Konserve.

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Von Heinz Niski

Handwerker, nach 47 Jahren lohnabhängiger Arbeit nun Rentner. Meine Helden: Buster Keaton, Harpo Marx, Leonard Zelig.

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