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Peter Fox : Widersprüche als Mosaiksteine

Peter Fox (geb. 1971 in Berlin, lebt in Berlin Kreuzberg) Peter Fox, der schon mit der Gruppe „Seeed“ große Plattenverkäufe zu verzeichnen hatte und etliche Preise einheimste, konnte mit seinem Soloalbum „Stadtaffe“ diesen Erfolg noch steigern. In den Liedern dieser LP thematisiert Fox unter verschiedenen Aspekten immer wieder das Thema „Stadt“ am Beispiel von Berlin. Als nahezu „programmatisch“ für die Sicht von Peter Fox auf Berlin kann der Titel „schwarz zu blau“ gelten.

schwarz zu blau (aus „Stadtaffe“, 2008)

aus dem Refrain:

Guten Morgen Berlin, du kannst so hässlich sein, so dreckig und grau, du kannst so schön schrecklich sein, deine Nächte fressen mich auf. Es wird für mich wohl das Beste sein ich geh nach Hause und schlaf mich aus. Und während ich durch die Straßen lauf wirds langsam schwarz zu blau.

Mit Peter Fox´ “schwarz zu blau“ aus „Stadtaffe“ springen wir in die Gegenwart der Metropole Berlin. Hier tauchen Elemente auf, die die Entwicklung seit der Zeit der Expressionisten bis zur Gegenwart markieren: Musik (R und B-Balladen), soziale Entwicklungen (Straßengangs, Bagdads Backwaren, Hooligans, Säufer, „Asoziale“), Kultur („Club“), Gewalt (Tarek und Sam, die sich prügeln), Umweltverschmutzung (Staub, Scheiße der Tauben), Mode bzw. Subkultur (Piercings, Junks, Szene) und Armut bzw. Obdachlosigkeit (worauf die Zeitung „Strassenfeger“ verweist), Verkehr (der zu spät kommende Bus). Auf die Arbeitswelt deuten die müden Gestalten an der Haltestelle hin, die zur Frühschicht müssen. Entfremdung und Kommunikationslosigkeit werden thematisiert (niemand hat jemanden, mit dem er reden kann). Wir folgen dem Sprecher, der angetrunken aus einem „Club“ kommt, auf dem Weg durch die Stadt – und er reiht die genannten Stadtelemente wie eine Serie von Schnappschüssen aneinander. Aus diesen Bildsplittern erwächst einerseits mosaikartig ein Bild des heutigen Berlin, andererseits werden die Reaktionen und Emotionen des „nächtlichen Wanderers“ geschildert, der beschreibend und kommentierend seinen Weg durch Berlin nimmt und seine Eindrücke in Gesamtbilder fasst, die durch Gegensätze gekennzeichnet sind: hässlich, dreckig, grau, aber eben auch „schön schrecklich“. Überlagert wird dieser Blick (im Refrain) durch den Wechsel von Nacht zu Tag. Die Sonne geht auf, das Schwarz der Nacht geht über in das Blau des Tages. Der – aus der Sicht des Sprechers – kaputten, hässlichen Stadt und ihrer Architektur steht die grandiose Natur, der Sonnenaufgang, gegenüber: das künstliche Licht (die müden Gestalten im Neonlicht) wird durch das Licht der Sonne ersetzt. Anders als bei Trakl gibt es bei Peter Fox keinen melancholisch-verklärten Blick auf Versunkenes, anders als bei Lichtenstein wird die Stadt nicht nur als rauschhaftes Abenteuer empfunden. Das Wesen der Stadt mit ihren zahlreichen Facetten besteht in ihrer Widersprüchlichkeit, deren einzelnen Elemente sich aneinander reiben, und auf deren Hektik, Dynamik, Aggressivität und Kälte der Sprecher dadurch reagiert, dass er sich in einer orientalischen Backstube seinen Träumen hingibt und – ganz profan – seine Jacke zuknöpft. Der Sprecher nimmt die Stadt wahr – mit all ihren Elementen. Und er versteht sich selbst als Stadtbewohner: er braucht diese Stadt „zum Atmen“.

Video Peter Fox schwarz zu blau

 

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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