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Sone Menschenmenge erweckt tagsüber, tatsächlich ähnlich einer friedlich grasenden HERDE BLAUSCHAFE, auch so manche Eindrücke von friedlichem Miteinander usw., kurz, alle sind gleich – jedenfalls solange man genau hinschaut. Oft sieht man Genaueres allerdings erst, nachdem man einmal nicht genau hingeschaut hat, beispielsweise morgens, nachdem alle BLAUEN SCHAFE schwarz und alle Theorien, Symbole und Katzen grau gewesen sind. Die Botschaft einer Deinstallation – oder der morgendliche Erkenntnisprozess – würde den Kerngedanken um die Frage erweitern, auf wieviel Toleranz der BLAUSCHÄFER durch das eigene Beispiel aufmerksam machen kann. Aber der BLAUSCHÄFER ist natürlich auch ein SCHLAUSCHÄFER, indem er es nicht darauf ankommen lässt, Installation und Kerngedanke der Nacht auszusetzen. Nachts ist die Welt unsicher. Morgens tritt ein Bedürfnis nach Bilderbüchenem zutage als Idyll mit BLAUSCHAF– statt Reiter-Standbildern auf einer Augenweide. Es ist ein Entwicklungsland mit einer Botschaft, BLAUE SCHAFE sind die Diplomaten. Entgegen dem, was ist und dem Untergang geweiht wie alles, was entsteht, symbolisieren sie was sein soll. Nur was man nicht ist, kann nicht untergehn. Zu glauben, dass diese identische Gleichung mit dem Schaf auf die geschminkte (in der der innere Schweinehund im Schafpelz wandelt) oder ungeschminkte Realität (bis es dunkel wird), nicht übertragbar wäre, ist hanebüchen. Denn Gleichmacherei und ausschließliche Toleranz nach dem Hanebuch sozusagen, das Hanebüchene also, gibt es. Es ist das Idyll, in das bunte Schrecken, Erniedrigungen und Horror flimmern und wo auch sonst die Balken sich bögen, wären sie nicht aus Beton. Das ins Bilderbüchene zu „gentrifizieren“ wird ein liberal-hygienisches Interesse der Statthalter öffentlicher Bedürfnisse nach Harmonie immer spürbarer – und was sie mit einem Nachdruck betreiben, als ginge es getreu Lenin um die Elektrifizierung Russlands. Aber es geht um Quartier für friedliches Miteinander, Toleranz und Wir-Gefühl, solange jener homo sapiens erectus mit dem ultramarinblauen Plastikbeutel an der Hand – der Clochard Struwwelpeter – nicht im städtischen Grünen dazwischen schnarchend nutzlos hingelümmelt das Idyll stört und sich auch nicht scheut, im Gebüsch daneben seine Notdurft zu verrichten. Der Struwwelpeter kann blau sein wie er will, nichts lässt sich mit ihm von dem projektieren, was mit dem BLAUEN SCHAF projektiert werden kann. Er liefert keine Botschaft, keinen Erkenntnisprozess, erweckt kein Wir-Gefühl, kein Kerngedanke ist ihm zugetan und er steht selbst für alles, was ihn symbolisiert. Ja, das BLAUE SCHAF wird als BLAUER QUADER oder umgekehrt noch leichter erkannt und anerkannt als der blaue Struwwelpeter als Mensch oder mindestens Mitmensch. Damit hat es schon eine eigene und besondere Bewandtnis. Das öffentliche Interesse, das außer den erhobenen Zeigefinger die tollsten Realitäten und deren TV-wütige Wirklichkeit samt Schönfärberei mit und ohne Notwendigkeitserklärung tolerieren muss, wird von einer Instanz verwaltet und vertreten, die nicht nur für BLAUE SCHAFE, sondern auch für den Struwwelpeter zuständig ist. Dieser fordert allerdings manchmal einen Ausgleich der Interessen heraus, nämlich der tatsächlichen mit den höheren. So hat ein Hamburger Sozialdemokrat – Vertreter der ersten und exekutiven Instanz – entschieden, sich in der Sache Struwwelpeter im Zweifel für eine ausgleichende Intoleranz zu entscheiden und die Kernkompetenz mit einer Tatsache vollendet, indem er einen Eisenzaun errichten ließ, damit Hamburger Struwwelpeters fortan den Zugang zu ihrem Haushalt unter ihrer letzten Instanz, einer Brücke, verwehrt sein sollte. Der SPD-Mann, in der Absicht, aus seiner Entrüstung über die Untugenden, die die Struwwelpeter in Ermangelung einer Toilette aus ihrer simpelsten Not gemacht hatten, seinerseits nachdrücklich die Tugend abzugrenzen, kannte aber die Tugend schlecht. Die wartet ja geradezu händeringend auf für sie errichtete Zäune, besser noch eigens von ihr selbst errichtete, um über sie hinweg sehen zu können und mit Recht zu finden, einen Zaun zu setzen verkürze den rechten Weg um die Freude, ihn zu gehen. Und auf diesem Weg war die Entdeckung der fehlenden Toilette nur noch eine Formalität. Kurzum, der Zaun musste wieder entfernt werden. Es musste etwas Besseres her, was ganz anderes – Butter bei die Fische -, nun soll eine 100 000-Euro-Toilette aufgestellt werden, in der sein Geschäft zu machen der Tourist bezahlen muss.

Nur der Struwwelpeter hätte die Tugend frei.

Ob der Bürgermeister zur Einweihung kommen und wer der/die Erstbeste sein wird, symbolisch das beispielhafte Geschäft zu machen und die Wirkung eindrucksvoll zu beglaubigen, bleibt abzuwarten (oder der Bericht ist zwischen zwei Hiobsbotschaften bereits untergegangen). Die BLAUSCHAFHERDE ist von den Grünflächen vor dem Holstentor längst wieder verschwunden. Der Bürgermeister war da. Fands ne tolle Sache. Schnellste Bewerberin vor allen anderen ungenannt gebliebenen Bewerbern um ein BLAUSCHAF war die evangelische Kirche. Die hats geholt und man glaubt gern, dass sie nach dem berühmten Vorbild eines Schneiders, der ein zu treten hieß, „wenns“ kein Schneider wäre, jedes Schaf nach Hause trägt, wenns nur nicht schwarz ist. Das identische SCHWARZE SCHAF wartet noch auf seine Installation, um auf ein Ende des friedlichen Miteinanders, der Toleranz und des Wir-Gefühls aufmerksam zu machen. Es hätte entsprechend identisch seiner globalen Bedeutung wohl schon symbolische 20 Meter groß zu sein, aus changierendem Schwermetall, 240 Tonnen schwer. Es müsste auf einer Zeche stehen, von der niemand weiß, wer sie zahlen soll, sollte sie unter ihm fällig werden; wie ein Wolf das SCHWARZE SCHAF den Kopf im Nacken müsste es friedlich grasen, aus seinem Maul würde – blicket hinan! – rauchen die Zentralheizung.{jcomments on}

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Von Martin Klingel

Martin Klingel spielt, schreibt, schnitzt als Theatermacher, Blogger und Holzbildhauer in Lübeck.

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