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Die SCHAUBURG ist ein Traditionskino aus den späten Zwanziger Jahren des letzten Jahrtausends. Einmal im Monat findet dort ein sogenanntes ‚Seniorenkino’ statt.

Dann wird ein ausgesuchter Film gezeigt und anschließend Kaffee und Kuchen gereicht. Es werden zwar in erster Linie reifere Besuchergruppen angesprochen, aber weil dieses besondere Angebot jedem Alter offen stehen soll, heißt es auch eleganter „Kino-Café“.

Es ist Mittwoch, Viertel nach Eins.

Vor der Eingangstür warten bereits drei Silberhäupter. Wohlwissend, dass sie heute zu den Hauptdarstellern gehören werden, begrüßen sie mich mit einem „Junges Frollein! Wann machen Sie denn auf?“ Ich bin jenseits der Neunundzwanzig und fummele wie eine beim Klauen ertappte Oberschülerin nach meinem Schlüssel. „In einer Stunde ist Einlass“, antworte ich höflich und bin jetzt schon froh, trotz der winterlichen Temperaturen nur ein leichtes T-Shirt zum Arbeitseinsatz gewählt zu haben. Als ich die Tür wieder verschließe, fährt schon das erste Sonderfahrzeug der Arbeiterwohlfahrt vor. Ein Rollstuhlfahrer im Inneren winkt mir zu. Ist das nun freundlich gemeint, oder werde ich nochmals zur Eile gemahnt? „Hi. Machst du heute Kasse? Du musst unbedingt dafür sorgen, dass die Leute sich nicht nebeneinander an der Kasse anstellen. Letztes Mal gab’s fast eine Prügelei.“ Unser Theaterleiter scheint schon genervt und als ich die Telefonliste in seiner Hand wedeln sehe, ahne ich, dass es Probleme mit der Mitarbeiterbestückung gibt. „Hallo Rolf. Es ist ja Zeit genug. Wenn wir ein bisschen eher öffnen ist der Ansturm nicht so geballt. Kommen Anne und Serpil nachher noch, oder gibt’s nur Rumpfpersonal?“ „Anne ist krank, aber Serpil kommt etwas früher. Letzten Monat war irgendetwas mit der Kaffeemaschine, ich weiß nicht mehr, was. Das muss noch rechtzeitig überprüft werden.“ ‚Rechtzeitig’, denke ich, ist vielleicht das falsche Wort. Gerrit, einer unserer Vorführer, schaut gutgelaunt um die Ecke und versichert mir: „Alles im grünen Bereich. Die Filmkopie habe ich gestern selbst gekoppelt. Das Vorprogramm ist auch fertig und es ist heute zeitlich nicht so eng, so dass ich euch helfen kann. Außerdem habe ich heute Nacht in Farbe geträumt. Das ist ein gutes Omen.“ Na, dann kann ja nichts mehr schief gehen. Und auf geht’s mit den ersten Vorbereitungen. Kartennummern kontrollieren, Wechselgeld zählen, Popcorn poppen, Gespültes vom Vortag wegräumen, Ungespültes verstecken, Päckchen, Geschäftsbriefe und anderes Papier an sicheren Stellen deponieren, Zigaretten und Aschenbecher zur Seite schieben. Ich bin bereit, fast. „Wo ist der Andreas? Ich brauch’ noch die Kuchen-Bons.“ „Nimm irgendwelche Reservierungskarten aus dem Lager. Nee, die mit der Nummer Dreizehn. Heute ist das dreizehnte Seniorenkino. Das werde ich auch gleich in meiner Ansprache erwähnen“, wird mir aus dem Vorführraum des großen Saals zugerufen. Andreas ist der Conférencier und unser ‚Jugend- und Seniorenbeauftragter’. Er entwirft das Programm für das Kino-Café. Er wird gleich auf der Bühne ein paar einleitende Worte zum Film sprechen und sich nach der Vorführung persönlich den Fragen, Wünschen sowie Verbesserungsvorschlägen unserer Hauptdarsteller stellen.

Es ist Vierzehn Uhr.

„Kann ich aufschließen? Da hat sich doch schon ’was zusammengebraut“, frage ich. „Ja, is’ o.k.. Andreas und ich sind im Saal auch soweit fertig. Boah, ich hab’ das Schnattern bis hinten zur Bühne gehört.“ Rolf positioniert sich als Kartenkontrolleur an den Eingang zum Foyer. Andreas lehnt sich über das Geländer der Galerie. „Sagt mal. Habt ihr meine Rede-Notizen gesehen? Liegen die noch an der Kasse?“ Ich ziehe ein gelbes Papier unter dem Popcornmais-Eimer hervor. „Jau, hier sind sie. Es klebt ein bisschen Zucker dran. Aber man kann’s noch lesen.“ „Dat wurd’ aber auch Zeit, junget Frollein! Oder wolln’se dat wa krank werden?“ „Guten Tag“, erwidere ich betont freundlich in die Menge, aber der Herr in der modischen Mikrofaserjacke schiebt mich schon zur Seite. „Ja so junge Leute wissen gar nich’, dat dat mit uns Alten nich’ mehr so geht, so inne Kälte steh’n und so“, sagt seine Begleiterin. Und mit der Bemerkung im Nacken, “Ach quatsch’ nich’! Die machen dat doch nur, weil’ se dafür Gelder vonne Stadt kriegen oder vonne Knappschaft, wenn wa erfrieren, ha-ha!“, spurte ich zur Kasse zurück. Dort komme ich nur knapp als erste an. Vielleicht in der Hoffnung seinen Schützling für eine politisch korrekte Weile so schnell wie möglich los zu werden, hat ein Zivi eine Dame im Rollstuhl rekordverdächtig vor die Kasse geschoben. Im Kasernenhofton macht er mir klar, dass die ‚Rollis’ als erstes in den Saal gebracht werden müssten, wegen der Sicherheit. Ja, ja, alles klar. ‚Sicherheit’. Ich kann hören, dass sein Handy eine SMS nach der anderen bekommt. „Am besten stellen Sie sich alle hintereinander an. Es ist genügend Platz und Zeit vorhanden“, schlage ich vor. „Hoffentlich auch genügend guten Kuchen. Letztes Mal hab’ ich nur den Beerdigungskuchen, Sie wissen schon, den Streuselkuchen, gekriegt“, blafft mich eine feuerrothaarige Mittsiebzigerin an. Inzwischen hat die Menge der Wartenden die Kassenzone erreicht und eine Vielzahl von Neuankömmlingen hat sich ihnen angeschlossen. Unter ihnen einige, die sich genau auskennen. „Wir sind eine Gruppe! Wir haben reserviert! Wir kriegen es billiger!“ „Sagen sie mir die Anzahl der Personen und ich gebe Ihnen die ermäßigten Karten. Zahlen sie einzeln oder…?“ „Hann’lore! Elsbeth! Kommt! Kommt! Ich bin gleich dran.“ Den Überblick zu verlieren ist nicht schwer. Geldscheine, Münzen und Vorbestellungsbestätigungen drängeln sich vor meiner Nase. Am besten alles und alle schön der Reihe nach: Karten und Kuchen-Bons ausgeben, den Preis nennen, das Geld wechseln, mal Popcorn eintüten, Wässerchen öffnen und die richtigen Pfefferminzbonbons finden. Gar nicht so ein lauer Job. Rolf schickt eine kleinere Gruppe zu mir zur Kasse zurück. Sie sind der Meinung, die Heimleitung habe schon im Januar alles bezahlt. Vor mir auf der Theke wird ein Haufen Kleingeld ausgeschüttet. Der eilige Herr nimmt die Karten, die ich für die Dame rechts von ihm bereitgelegt habe und ist schwuppdiwupp auch noch mit drei Kuchen-Bons verschwunden. Die nächste, eine etwas vollschlankere Dame, rempelt die vor ihr Stehende sichtlich an. „Wat soll dat denn hier werden? Mein’se hier geht Schönheit vor Alter?“ „Na, wenn es darum ginge, kämen Sie nie an die Reihe!“, kontert es. Hoppla. Einige haben sich nicht nur auf einen netten Nachmittag, sondern auch auf den Ernstfall eingestellt. Die ‚schöne’ graumelierte Dame in den Vichy-Karos bekommt nun das, was ihr zusteht und ich fege das herrenlose Kleingeld von der Theke. Schon auf den ersten Blick kann ich sehen, dass es nicht reicht. Ich bedanke mich in Gedanken fluchend bei dem Herrn. Mein Seitenblick trifft Rolf. Seine gekrauste Stirn macht mich auch nicht glücklicher. Gott sei Dank kann das Feld der Spitzenreiter doch noch recht zügig abgefertigt werden. Das Mittelfeld ist geduldiger und hat auch schon mal einen Frischling dazwischen. „Mann, ey, so viele Grufties auf einem Haufen hab’ ich ja noch nie gesehen. Sag mal, ich muss doch hinterher keinen Kaffee mit denen trinken?“ Der junge Mann interessiert sich nur für den Film und hat wohl Angst, dass die Türen während der Vorstellung wie bei einer Verkaufsveranstaltung versperrt sind. Nein, Wolldecken wird es hier nicht geben und von der Stadt oder der Knappschaft wird das Ganze auch nicht bezahlt. Jeder kann gehen, wenn er möchte. Vorausgesetzt, er kann noch gehen. Nachdem ich einer sehr alten Dame versichert habe, dass sie kein Horrorfilm mit viel Blut erwartet, sehe ich mit Besorgnis einen sehr wackeligen Mann mit einem fahrbaren Infusionsständer im Foyer stehen. Na, der wird doch wohl nicht…? Nein, eine junge Brünette kommt angelaufen und bringt ihm einen Stuhl. Vielleicht seine Tochter. Vielleicht hat sie ihn noch im Bergmannsheil zu einem Kinobesuch eingeladen. Schön. Die vorletzten Gäste sind reibungslos nett. Das Programmheft kann weiter empfohlen werden und nach einer halben Stunde neigt sich die Kassenzeit dem Ende zu. Als sich die Türen zum Saal schließen, kommen die Verspäteten angelaufen. Mit trommelnden Fingern möchten mir einige von ihnen zu verstehen geben, ich sei durch die Prozedur des Kartenverkaufs überhaupt erst Schuld daran, dass sie den Anfang verpassen. Die Veranstaltung beginnt, jeder hat einen Platz gefunden und lauscht nun mehr oder weniger aufmerksam Andreas’ Einführung. Es gibt ja so viel zu erzählen: Was die Mutti macht, oder der Karl-Heinz, oder die eigene Scholle… Gedämpfter Beifall dringt durch das Foyer. Der Vortrag ist beendet. Film ab! Jetzt ist erst mal Ruhe, vor dem nächsten Sturm. 

„So, schön. Ja, dann lasst uns doch mal die Tische nach unten schaffen! Ist ja richtig was los heute. Hallo Ingo!“ Andreas begrüßt den Erler Bäcker, der die Bleche für die Hauptschlacht bringt. „Conni, schneidest du den Kuchen? Denk’ dran, bei so vielen Leuten dürfen die Stücke nicht so üppig ausfallen.“ „Klar“, antworte ich. „Ist denn genügend ‚guter’ Obstkuchen dabei?“ Gerrit, der hilfsbereite Fachhochschulstudent mit dem guten Omen erscheint im Foyer. „Gut, dass der Traum auch Cinemascope war. Das hätte ich beinahe übersehen.“ „Dann hätten wir eben nicht nur kleine Kuchenstücke, sondern auch sehr schlanke Darsteller auf der Leinwand“, scherze ich. „Glaubst du, die hätten das falsche Objektiv nicht gemerkt?“ „Klar hätten sie das, und dann hättest du dich selbst im heißen Vorführraum warm anziehen können.“ Gleichzeitig mit Serpil, die um die Kassenecke schießt, erscheint Rolfs Kopf über dem Galeriegeländer. „Ihr müsst noch unbedingt die Kaffeemaschine ausprobieren! Da stimmt was nicht. Ah, Hallo Serpil! Guck’ doch mal, dass das Ding richtig zum Laufen kommt! Du weißt ja Bescheid, noch von letztens.“ Oh, Mannomann, das sieht ja doch noch nach zusätzlichem Stress aus, denke ich. Die Männer schleppen die Tische und Stühle aus der Galerie ins Foyer. Geschirr, Besteck und Servietten legen die ‚Frolleins’ zurecht. Ich mache mich noch an den Kuchen. Es gibt wie immer drei Sorten zur Auswahl. Der Favorit heißt heute ‚Donauwellen’, aber bei der Vielzahl von Gästen wird wohl nicht einmal der ‚Beerdigungskuchen’ übrig bleiben. Eine Dame in Pantoffeln pirscht sich von der Toilette zur Theke. Ihr verschwörerischer Blick ist unmissverständlich. „Hörn’ se ma’, et is’ doch wohl kein Problem für Sie, wenn se uns mal so zwei bis vier Stücksken“ – sie spitzt über die Theke – „von den Donauwellen zur Seite stellen? Ich bin gehbehindert und anstehen und alles kann ich nich’.“ „Ich kann Ihnen gern’ schon ein Gedeck geben. Sie können sich ja schon an die Tische setzten und auf Ihre Bekannten warten.“ „Nee, nee. Warten will ich nich’. Ich verpass’ ja den Film! Außerdem brauch’ ich mehrere Stücke von dem guten Kuchen!“ „Also, Kuchen-Reservierung gibt’s nich’!“ „Na, Sie sind aber ’n frechet Ding! Dat hätt’ ich mir mal in Ihrem Alter erlauben sollen, da wär’ ich aber gleich geflogen!“ Gerrit kommt mit einer Pappstellwand, welche die Theke vor vermeintlichen Grabschern schützen soll. Er schiebt die Dame charmant zur Seite. „Verzeihung. Aber das muss ich hier platzieren, falls jemand vordrängeln will.“ Serpil, die währenddessen an der Kaffeemaschine herumgefuhrwerkt hat, erbarmt sich unser und gibt der Frau zwei Donauwellen. Die steuert brummelnd den nächstgelegenen Tisch an. „Scheiiiße! Was ist denn das?“ Serpil springt mir fast in das Kuchenmesser. Kochendheißes Wasser ergießt sich über Kaffeemaschine und Schrank. „Scheint undicht zu sein. Vielleicht war dies das Problem?“ Abwechselnd werfen Serpil und ich Servietten auf den Boden und betrachten die triefende Stereoanlage im Schrank. Wir sind uns schnell einig, dass uns jetzt nur noch die Personalkaffeemaschine retten kann. Es bleibt noch eine halbe Stunde bis zum Showdown. „Als hätte ich’s geahnt.“ Rolf steht plötzlich grinsend vor uns und zaubert ein paar willige Thermoskannen über die Theke. Die Türen zum großen Saal werden lautstark aufgeworfen. Nein, nein. Der Film ist noch nicht zu Ende. Alte Kino-Hasen erkennen die Schlussdramaturgie, und um die guten Kuchenstücke zu bekommen, muss man eben auf das Happyend verzichten. In wenigen Augenblicken füllt sich das Foyer. Eine Schlange bildet sich vor der Theke, eine weitere vor den Toiletten. Während an den Toiletten preußische Disziplin herrscht, kommt es an der Kaffee- und Kuchenausgabe zur Drängelei. Mir werden Bündel von Kuchen-Bons entgegengestreckt. Dringende Gesichter bringen mich zum Schwitzen.

Ich weiß nicht, bei wem ich anfangen soll. Also greife ich den nächsten Bon und will gerade den Teller mit dem Apfelkuchen an den Granatschmuck weitergeben, da blafft es schon von sämtlichen Seiten auf mich ein: „Ich war aber als erstes dran!“ „Für mich bitte Obstkuchen!“ „Frollein, ich will nur Kaffee. Ich bin nämlich Diabeth!“ „Donauwelle! Donauwelle! Oder mindestens Apfel!“ „Hörn’ se mal. Dat müsst ihr aber ma’ besser organisieren! Ursel! Komm! Wie soll ich dat denn alles tragen?“

Warum eigentlich nicht nur ‚Beerdigungskuchen’? steigt es in mir auf. Ich sammele Bons ein und gebe Kuchen weiter. Serpil pumpt derweil den Kaffee in die Menge. Gerrit schafft volle Thermoskannen herbei und gibt Rolf an der Kasse Zeichen, schnell noch mehr Kaffee zu brühen. Der Geräuschpegel ist inzwischen so hoch, dass wir uns nur noch schreiend verständigen können. Es gibt keine freien Stühle mehr und der Versuch, Kaffee und Kuchen im Stehen zu genießen, lässt so manche Donauwelle zu Boden plumpsen. Pappteller und Plastik-Gabeln haben unser Geschirr abgelöst. Die Kuchenstücke sind auf Keksgröße geschrumpft und die riesigen Klopapier-Rollen sind auch schon aufgebraucht, wie mir eine Dame im Poncho diskret ins Ohr zischt. Mittlerweile hat mein T-Shirt die doppelte Größe angenommen, so oft bin ich daran gezogen worden. Ein praktisch veranlagter Herr hat kurzer Hand die Stellwand ein paar Meter weiter verschoben. „So kann man sich doch selbst bedienen. Dann geht’s doch schneller“, verkündet er stolz und greift sich eine Thermoskanne. Ich lasse den Kaffee-Klau geschehen. Die Schlange vor unserer Kuchenausgabe wird schneller kürzer als erwartet. Einige haben vorzeitig aufgegeben und sind gegangen. Trotzdem ist nicht ein Streusel übriggeblieben. Nun können Serpil und ich etwas Luft schnappen und einen Blick ins Foyer werfen. Wir lassen Spülwasser ein und zünden uns eine Zigarette an: light. Andreas gleitet von Tisch zu Tisch und parliert mit den Herrschaften. „Hat es Ihnen denn gefallen? Oder fanden Sie den Film eher nicht so gut?“ Die Dame im Rollstuhl bekommt glänzende Augen. „Nee, nee. Das war sehr schön. Besonders als der Mann von der Frau, die mit den langen blonden Haaren, die beinahe den Hund von dem Sohn ihrer Schwester überfahren hätte, als sie… ja also das mit dem Mann, als der ihr die ganze Wohnung voller gelber Rosen gemacht hat. Das war schön.“ „Ja, aber ein bisschen viel nacktes Fleisch ist ja heutzutage doch zu sehen. Das muss doch nicht sein“, mokiert sich ihre Begleitung. „Sie haben Recht. Manches sollte man lieber der Fantasie überlassen“, grinst Andreas. Eine elegante Endsechzigerin am Nebentisch mischt sich ins Gespräch. „Na, wenn uns da wenigstens ein leckerer junger Mann gezeigt worden wäre, aber so was Welkes hab’ ich selber zu Hause.“ Sie erntet helles Gelächter von den Damen rundherum. Für die wenigen Herren ist spätestens jetzt der Zeitpunkt gekommen, sich für den ausrangierten Projektor im Foyer zu interessieren. Nach einer Weile breitet sich Aufbruchstimmung aus. Die ersten gehen. Eine Gruppe ruft uns, „Auf Wiedersehen! Bis zum nächsten Mal“, zu. Gerrit bringt uns schon eingesammeltes Geschirr zurück. Ich fange mit dem Spülen an und Serpil macht sich auf den Weg, die Trockentücher zu suchen. Der junge Cineast nickt uns zum Abschied zu. Den Kaffee hat er also doch noch mitgenommen. Der Zivi schiebt seine Klientin in einer Schlangenlinie dem Ausgang zu. Eine Hand am Rollstuhlgriff, die andere telefoniert.

Es ist Siebzehn Uhr.

Der Übergang zur täglichen Vorabendvorstellung ist fließend. Neue Gäste kommen, die letzten verlassen die Manege. Rolf winkt mich hinter die Kasse. „Warte, Rolf! Ich mache mich eben noch frisch, dann übernehme ich wieder die Kasse,“ rufe ich ihm zu. Die Toiletten im oberen Stockwerk haben den Ansturm unbeschadet überstanden. Seife, Klopapier. Alles ist noch da, wo es sein soll. Ich ziehe mein T-Shirt in Form, stecke mir die Haare zurecht. Ich kann hören, wie bereits wieder Tische und Stühle auf die Galerie gebracht werden. Auf meinem Rückweg nach unten helfe ich noch einem Herrn, seinen Schal zu finden und als ich an der Kasse angelangt bin, empfangen mich bereits die Vertreter der Enkelgeneration:

„Hi! Einmal AMERICAN PIE, für Schüler.“

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