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Ein exklusives Fiktiv-Interview mit Ex-Kanzler Gerhard Schröder und Margot Käßmann, geb. Schulze hinter der Auslage eines bekannten Möbelhauses.

Interviewer: Mirco Bell;

Assistenz: Praktikantin mit Germanistik-Abschluss      

Mirco: Tach, Frau Käßmann, Herr Schröder, hallo…

Schröder: Da isser ja! Der hat die Ruhe wech! Nehm sich mal ne Tasse Kaffe erstmal. Geht gleich weiter. Wir machen ja hier ein fiktives bed-in, naich –

Mirco: Fiktiv?

Käßmann: Ja, und dieses Interview mit Ihnen sollte darum auch so fiktiv sein wie nur möglich.

Mirco: Ich dachte exklusiv…?

Schröder: Kann ja auch fiktiv exklusiv sein, ne, ist das denn. Also: wie wir aus dem Kakkoschwatzophon erfahren hatten, dass wie beide, die Margot und ich, ein Paar sind, haben wir uns entschlossen, uns mal zu treffen und ein bed-in zu machen – ganz spontan, naich –

Käßmann: Also da wollten wir einfach was machen. Im Moment gibt’s in Deutschland ja ne Menge Veryimportant-Paare…eigentlich eher Dream-Teams…aber naja, ist ja egal…

Schröder: Sach ich nur der alte Lafontän, der Fuchs, und die – wie hieß die noch gleich, hier, die… die…das Mäuschen…die linke Toffifee, ne, –

Kässmann: – Wagenknecht –

Schröder: Genau, also die Margot ist da ja viel näher dran als ich, da ist ihr das bed-in eingefallen Da hat sie mich drauf gebracht; das ist alles furchtbar logisch, sie kennen ja die Aussage von John Lennon, naich, wo er gesagt hat, die Beatles sind bekannter als Jesus. Das war ja so, ganz klar. Und nun bin wahrscheinlich ich bekannter als Jesus – ich meine in der SPD sowieso, aber teilweise mit dem Image vom Judas. Ich möchte aber mal sagen, dass ich Reformer bin – natürlich Ketzer im eigenen Haus, klar. Macht mir ja nix, ne, mein feste Wartburg ist Russland. Ich sag mal so: ich hab die heiligen Schriften der Sozialdemokratie aus dem Proletenlatein praktisch ins Hochdeutsche übersetzt und bin noch dabei.

Käßmann: Oh, Gott, Geerht, du galoppierst los!

Schröder: Fiktiv. Da kann man das. Ist doch nix von wahr. Ich soll ja auch neben der Margot gesessen haben, als sie bei Rot über die Kreuzung fuhr, naich. Und da frag ich: wer denn sonst? Wer kann der Margot bei Rot gesagt haben: fahr, Schatz? Westerwelle? Der Klops kommt doch nich mal mehr für Gelb in Frage. So. Das heißt, ich bin fiktiv für die Margot natürlich tatsächlich der einzige, der für den Fall der Fälle in Frage käme, naich. Ich meine, das kann ja alles stimmen.

Käßmann: Das fand ich eben auch. Das fand ich so kurios auch wegen der andern Paare, wo man ja auch denkt, man selber ist nicht betroffen –

Schröder: Menschenskind um Gottes Willen!

Käßmann: Also, ich würde sagen, wir legen jetzt einfach los. Wir machen ein bed-in – um ein Zeichen zu setzen –

Schröder: – für die freie Liebe und die Toller-anz; für die Revolution und die Reform und den Spass dabei.

Mirco: Ähhmm…?

Käßmann: Wir tun so als ob.

Mirco: Als ob? – ach so – !

Schröder: Ich glaub, der Herr Bell, der hats jetzt gleich, Margot.

Käßmann: Na, mal sehn.

Mirco: Ich sehe, dass es scheinbar wirklich wahr ist, kein Quatsch, nämlich dass die Käßmann und Schröder tatsächlich ein Paar sind und sich offen dazu bekennen, ohne Scheu vor Presse und Verfolgungsjagd und dass dadurch Bruno, der Wulff, über die Grenze zum Erträglichen entkommen könnte. Sie machen tatsächlich ein bed-in. So richtig als wie `kann jeder wissen und wir stehn dazu´. Sensationell. Ist lange, lange nicht da gewesen. Frau Käßmann, Herr Schröder, wie kams: Sie beiden ein Paar?

Käßmann: Ich wusste nicht mehr weiter –

Schröder: – ich wusste nicht zurück.

Mirco: Okay. Zwei verschiedene Welten, die sich in einem deutschen Schaufenster treffen.

Schröder: Zwei Kometen.

Käßmann: Zwei Stück Brandungsfels nach langem Aufstieg als Kometen hierher zurückgekehrt.

Schröder: Ja, das ist besser, viel poetischer. Übrigens kommen Sie zu spät, Herr Bell, wir waren schon die ganze Nacht hier drin.

Mirco: Ach? Ist aber scheinbar keinem aufgefallen.

Schröder: Nö – es gibt keine Besoffenen mehr. Ich meine, vernüftige Menschen im betrunkenen Zustand. Wie wir früher. Die trinken heute ein Glas – ist okay – aber dann rennen die nach Hause, immer dem Licht hinten im Tunnel nach. Die gehen hier vorbei und wenn da kein Fernsehn is, sehn die nix.

Käßmann: Naja, die glauben nicht, dass das das sein kann, was sie sehn, wenns nicht entdeckt ist.

Schröder: Deswegen. Gut, dass die Mohrrübe schon entdeckt ist.

Käßmann: Ja, wir waren schon die ganze Nacht hier, Herr Bell.

Mirco: Ist natürlich jammerschade – nachts das Interview –

Käßmann: Ich wusste nicht weiter, er nicht mehr zurück, da, dadurch haben wir uns in der Mitte getroffen.

Schröder: Sach ich mal: sehr süße Mitte, Margot.

Käßmann: Es war dunkel. Schröder: Alles echt, Margot, auch die Dunkelheit, Margi, wie mein Haar.

Käßmann: Es war so normal, so unwiderstehlich. Das ganz simple menschliche Wunder, gar nicht so banal weltanschaulich: jahrelang gemeinsam Sitzungstisch, Sitzreihe, Wege, Beschlüssetragen, Kaffeepause – teilt man dann praktischerweise auch das Bett wie Oskar und die – bei uns ist das ganz anders gewesen, viel frischer, spontaner, völlig unvorbereitet und nie gedacht oder denkbar, aber wahrscheinlich doch vorgesehen; Vorsehung, wissen Sie?

Schröder: Damit kennt sich die Margot türlich viel besser aus als ich. Ich kann das nur bestätigen.

Käßmann: Wir möchten ein Zeichen setzen für –

Schröder: – für das Recht aller Liebenden, nicht zusammen zu passen –

Käßmann: (lacht) Quatsch! Geerhd! Eher umgekehrt –

Schröder: Ich sach dir, das is zu kompliziert. Für die Freiheit, nicht zusammen zu passen –

Käßmann: – und für das Recht, sich dennoch zu lieben –

Schröder: – zu – du –

Käßmann: – zu missionieren.

Mirco: Das haben Sie schön gesagt.

Schröder: Also ich ungern, weil mein Haar fällt immer vorn über, und ich hab ja son riesiges Gesicht, ich fühl mich wie vielzuviel Vollmond –

Käßmann:– bisher über Weizenfelder –

Schröder: – jetzt – ich fühl mich beobachtet –

Käßmann: – nein, Gerhd, beachtet –

Schröder: Ich hatte ja keine Ahnung, was das ist.

Mirco: Sehr beeindruckend. Sie mögen sich, das steht fest.

Schröder: Während der Fiktion.

Käßmann: Rein fiktiv.

Mirco: Ich versteh kein Wort, aber das lassen wir mal so wirken. Ist eben alles nicht wahr.

Schröder: Und da gibts kein Zurück. Ich weiß das.

Mirco: Vielen Dank und alles Gute für Sie beide. Die gehn echt nackig ins Bett! Ich glaubs ja nicht. Hast du alles?

Praktikantin mit Germanistik-Abschluss: Ich-denk-schon.

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Von Martin Klingel

Martin Klingel spielt, schreibt, schnitzt als Theatermacher, Blogger und Holzbildhauer in Lübeck.

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