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Foto: DerHans04 - Bengalisches Feuer beim Spiel Leverkusen - Köln am 5. Dezember 2010.  Diese Datei ist unter der Creative Commons-Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported lizenziert.die bilder des relegationsspiels zwischen fortuna düsseldorf und hertha berlin sind den meisten sicher noch im kopf: brennende bengalos auf dem spielfeld (aus dem hertha-block), auf das spielfeld stürmende fans von düsseldorf (vor dem abpfiff) – ein spiel im chaos.

 

mir geht es hier nicht darum, nach wohlgesetzten erklärungsmustern, etwa soziologischer art, zu suchen (widerspiegelung von konkurrenz und gewalt in der gesellschaft im stadion).

mir geht es auch nicht um allzu leichte abgrenzungen (beliebteste rhetorische figur: das waren keine fans, das waren chaoten).

mir geht es auch nicht darum, langatmig zu erläutern, warum ich gegen jegliches abbrennen von bengalos im stadion bin (von bengalo-befürwortern wird immer mal wieder vom „geordneten abbrennen“ als teil von choreographien gesprochen).

 

mir geht es hier vielmehr um die mittel- bzw. langfristigen folgen solcher exzesse wie in düsseldorf.

in den vereinsführungen und der dfl werden nach den vorfällen in düsseldorf nun verstärkt konsequenzen diskutiert:

verschärfung der eingangskontrollen, einrichtung von zäunen um das spielfeld und vor allem: abschaffung der stehplätze (eine besonderheit der bundesliga – in anderen ligen, etwa england, gibt es stehplätze überhaupt nicht).

besonders die abschaffung der stehplätze hätte einschneidende folgen für die „atmo“ im stadion, denn die stimmung würde sich deutlich verändern. es ist ja nicht zufällig so, dass (etwa in der schalker veltins-arena) gesänge, groß-choreographien, anfeuerungsrufe (und teilweise alledings auch häßliche schmähgesänge) von den stehplatzrängen ausgehen und von den dort versammelten fan-gruppen initiiert und organisiert werden. bei einem wegfall dieser stehplätze würde sich zudem die anzahl der zuschauer im stadion deutlich verringern: in der veltins-arena um etwa 10 000 plätze, wie jetzt schon bei internationalen spielen, wenn die „nordkurve“ bestuhlt werden muss.

kurz und gut:

ich sehe die gefahr, dass die aktionen der „idioten von düsseldorf“ für bestimmte kreise ein willkommener anlass sind, massnahmen zu ergreifen, die den bisherigen charakter von spielen im bereich der fan-kultur durch verschärfte „sicherheitsmaßnahmen“ verändern. denn die nun diskutierten konsequenzen müssen mit einer zweiten entwicklung im zusammenhang gesehen werden, nämlich der erhöhung der eintrittspreise. hier spielt der „malocherclub“ schalke übrigens eine unrühmliche rolle mit den bereits vorgenommenen und für die nächsten jahre angekündigten weiteren preiserhöhungen.

ich komme mit meiner stehplatz-dauerkarte, deren preis mittlerweile auch schon bei 190 euro liegt, noch halbwegs akzeptabel weg (etwas mehr als ein 10er pro heimspiel). sitzplätze (dauerkarte kategorie 3) liegen ab der kommenden saison bereits bei über 700 euro- ein preis, den nicht unbedingt jeder bezahlen will bzw. kann. ein wegfall der stehplätze ginge unweigerlich mit einer saftigen preiserhöhung einher, die sicherlich den einen oder anderen stehplatz-dauerkarteninhaber dazu veranlassen würde, seine karte abzugeben.

so würde sich nicht nur die anzahl der zuschauer durch eine bestuhlung verändern, sondern auch deren zusammensetzung. ins stadion finden dann nur noch die den weg, die die hohen eintrittspreise bezahlen können.

die publikumsstruktur bekäme eine schlagseite in richtung „opernhaus“.

die „idioten von düsseldorf“ haben, so meine zusammenfassung, nicht nur einen spielabbruch riskiert und durch ihr verhalten spieler und zuschauer gefährdet, sondern der fan-kultur einen bärendienst erwiesen.

sie haben das geschäft derjenigen betrieben, die den charakter der atmosphäre in den stadien in richtung „grabesstille“ verändern wollen.

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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