Dieser Tag hörte ich einen sehr interessanten Beitrag im Niederländischen Radio. In der Euregio wohnend, ist die Sprache für den Interessierten kein wirkliches Hindernis.
Außerdem bin ich als Kind zur Hälfte im Plattdeutschen aufgewachsen. Das sind zwar nicht die gleichen Sprachen, aber es erleichtert die Sache schon enorm. Es ging um die sozialen Probleme im Ruhrgebiet. Voran um die Arbeitslosigkeit und deren Bekämpfung.
In einer im Internet in einem Bürgerforum erscheinenden Fortsetzungsgeschichte, bei der es um nicht weniger als die Abteufung einer neuen Zeche in Scholven mit amerikanischer Hilfe geht, sagte der Held, ein in Scholven geborener Amerikaner: Zitat: Scholven ist eine Arbeiterstadt und gearbeitet wurde jetzt wieder, Walter Knoplock, „da kommt keine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme mit. Wer Arbeit beschaffen will, muss Arbeit schaffen und sich nicht den Kopf von sogenannten ,Gutmeinern’ voll labern lassen. Jawoll!“
Diese Binsenweisheit hätte einem jeden Politiker gut gestanden.
Deshalb hörte ich mir die Sendung zu einem gewissen Teil an. Studiogast war ein deutscher Gastarbeiter in den Niederlanden. Gelernter Zimmermann. Er lebte jetzt mit seiner Familie in der Provinz Overijssel, also dem Land um Enschede herum. Er hatte vor, die Niederländische Staatsbürgerschaft zu erwerben. Und das ist eines der schwersten politischen Vorhaben der Welt. Dagegen und nicht nur dagegen schmeißt die Bundesrepublik mit der Staatsbürgerschaft förmlich um sich. Ob das ein Zeichen von größerer Offenheit und Aufgeschlossenheit ist oder nur von größerer Dummheit, wäre eine Diskussion wert.
Man verstand von niederländischer Seite in der Sendung nicht, dass ein so gut durchorganisiertes Land sich in den Jahren seit der Kohlenkrise, und die war Ende der 50er Jahre über das „skalkeland“ (Originalton, „Schalkeland“) hereingebrochen, sich nichts Neues einfallen ließe außer diesen fruchtlosen Umschulungen und AB-Maßnahmen, warum man der Wirtschaft und der Industrie mit den Minijobs die Möglichkeit gab, ihre Personalkosten den Steuerzahlern zu überlassen.
In jedem Land, dass einen solchen Aufschwung nahm wie die Bundesrepublik in den letzten Jahren, sei „etwas an Werten“ wie mehr Sicherheit für den Arbeitsplatz herausgesprungen. Und eine Frage hätte er an „Mutti“ Merkel, wie der Moderator der Sendung wörtlich sagte, was sie sich eigentlich von einem Europa verspräche, das so nie funktionieren wird. Fast jeder Niederländer (übrigens, die Bezeichnung Holländer sollte man für die an der Küste lebenden Menschen bewahren. Für die Übrigen klingt das so, als würde man sie „hey, du Bauer! titulieren.) wäre froh, wenn der Nachbar im Osten die DM wieder einführen würde, an die der HFl gekoppelt wäre. Also, wenn wir wieder zur „Schmidtschen Schlange“ zurückkehren würden. HFl ist der Hollandse Florin, der Gulden.
Die Verschuldung der Städte des Ruhrgebietes sei nicht nur eine Folge der nachlassenden Steuereinnahmen, sondern der Verzettelung in sinnlose Sozialprogramme. Und warum niemand den Bayern sagt, wo der Hammer hängt (wörtlich: Komt van uw dak af. Kommt von eurem Dach [hohen Ross] herunter.) Schließlich hat NRW erst Bayern ermöglicht.
Alles in allem eine Sendung aus dem Ausland, die zeigte, dass wir nicht ganz isoliert da stehen. Ob es da irgendeinen Zusammenhang mit der EM 1:2 gab, vermag ich nicht zu sagen.
Dem Sprecher war wohl während der Kulturhauptstadt aufgefallen, wie viele Gelbe Nummernschilder man auf den Parkplätzen sehen konnte. Mehr als weiße am 3. Oktober in Winterswijk.{jcomments on}