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Diese Aktion – siehe Pussy Riots Aktion Geplatzt – käme selbst als fata morgana, die sie ist, zu spät.
Die alten Rand-68-er Pussy zynikots und ironimots (mich eingeschlossen) sitzen auf ihrem G-Spot

(Ortschaft! Nicht mit expandierender Prostata zu verwechseln) und können sich nur kühne Sprünge über Schatten fantasieren, die fernab wegen echtem Riot haftende Pussys aus der Glotze auf ihre Stubenböden werfen.
Doch das Gute (alte, böse) ist sooo nah.
Es hat nämlich inzwischen eine Aktion, die man mit „free pussy riot!“ bezeichnen könnte, im Kölner Dom gegeben, die im kalten Licht unserer Kommissare Realität und Wirklichkeit einen unerwartet interessanten Schatten des Original-riot auf den Boden unserer Tatsachen wirft, der uns näher ist als die Hose, die wir – jedenfalls das, womit wir unsere Scham bedecken –  längst mit der Kneifzange anziehen.

Was in den Kölner Domgefilden geschah, wurde gleichwohl filmisch dokumentiert, und man sieht also mit dem Verfolger des Geschehens ganz gut: wie die Protestierenden von „Ordnungshütern“, sowohl solchen in Messgewändern, als auch solchen in „Zivil“, also im Schafspelz, engagierten Christen im Verein womöglich mit 1 Euro-Kräften quer durch das Gotteshaus über den Boden geschleift, über die Grabplatten des Gotteshauses zur Eingangstür – in diesem Fall zur Ausgangstür – hinausgeschleift und draußen auf vielfältige Weise genötigt, erniedrigt, professionell sinnlos demütigend bekniet und vom jeweiligen Handlanger des H – ja, welches Herrn? – begrapscht wurden.

Man sah einen Ausbruch von Hysterie und aufgestautem, weiß-der-Kuckuck-wem-gefälligem Hass, der Menschenleiber zerrend blindlings Barrieren niederriss: hölzerne im Haus und solche, deren so ungehemmte, hemmungslose Übertretung zuvor überhaupt offenbar nur Heide, Pussy und Punk nicht geglaubt hätte (die ja glauben dürfen, was sie wollen).
Kurzum, es war, als würden Händler und Wechsler aus dem Haus geworfen – aber, natürlich, weit gefehlt!

 

Ein bisschen Wahrheit kam aber doch dabei heraus, nicht nur bis an schummer Tee-Lichtlein, sondern ist ans Tages-Licht gekommen, und tut uns nun allen gut, da man doch gern weiß, was man hat und woran man ist.

Nach all dem, was die Kirche, speziell die katholische, im Zuge ihres ans Tageslicht gekommenen früheren Umgangs mit der Jugend durchgemacht hat, die Schmutzkampagnen, die Demütigungen, den Spießrutenlauf, unter ihren Haussegen das Gegenteil von Zulauf, da ist es begreiflich, dass sich intern Wut und auch ein wenig heiliger Zorn aufgestaut haben und dass sich vor den Hirten eine seltsame Art Schafe einfand, solche, die die Gelegenheit gotteslästerlichen Handelns und des Hausfriedensbruches im wahrsten Sinne beim Schopfe packt – mithin die selten gewordene Gelegenheit, zum innerkirchlichen Gebrauch wieder einmal eingefleischteste Jugenderziehungsmaßnahmen anzuwenden.
Da geht auch ein amtlicher Mann Gottes nicht dazwischen, nicht aus Furcht nicht, sondern vermutlich bedenklich, dass auch er dann mit demselben Recht beim Widerrist gepackt und hinausgeworfen werden könnte. Diese letzte Affenschande ist dem Haus erspart geblieben.

Allem andern werden sich die deutschen Gerichtshäuser wie immer blind annehmen und es – statt im Sinne Iwans auch noch ein Urteil über sich selber zu verhängen – im Sinne Salomons als Haussegen im Gotteshause lassen. Und erst hier weiß man wieder, wo man lebt. Bis nach der Prügel wars wie in Russland.

Dass es nicht bis zum Totschlag ging, weils kein Gefängnis und kein Aufhängen am Baukran darauf gibt, daran kann man deutlich sehen, dass es noch am rechten Glauben fehlt.

Mehr Prügel, gelegentlich auch Fatwa gibt’s bei uns nur für Mohammed-Karikaturen, indem man sie zeichnet, druckt oder neuerdings auch – wie in Russland Ikonen – in Prozessionen herbei- und herumträgt. Dass alles in der Ordnung bleibt, darüber wacht – Gott Lob! – die Polizei…

Wie man sieht, kommt man auf den unerfindlichsten Wegen allmählich auf den Hund, der zwar ohnehin schon ein unreines Tier ist; doch auf der Kuhhaut ist kein Platz, es muss, was da nicht draufgeht, auf die Katz (vor dem Kölner Dom auch „Rattenpack“ genannt).
Was das ist zu sehn, dazu braucht man zumindest kein prophetisches Octopussy mehr.{jcomments on}

 

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Von Martin Klingel

Martin Klingel spielt, schreibt, schnitzt als Theatermacher, Blogger und Holzbildhauer in Lübeck.

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