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Elisabethplatz Hängematte - Foto: Günter Kania

Ach ja, zwischenzeitlich war sie ja wieder da, die Hängematte auf dem Elisabethplatz Gelsenkirchen, welcher nach langer Bauzeit in einen Kinderspielplatz umfunktioniert worden war. Die erste hatte man nach gut einer Woche schon gestohlen.

 

Ein paar hundert Euro wird sie wohl gekostet haben.

Genau die gleiche Matte wie vorher hing dort wieder, schön gespannt zwischen den beiden Eisenmasten und die Kinder hatten wieder ihre Freude daran, wippten, hüpften und entspannten darin. Sie versuchten ihre Spielkameraden und Freundinnen durch heftiges Schaukeln auf den gepolsterten Boden zu befördern und es war immer ein reges Treiben um dieses tolle Spielgerät.

Gegen Abend sah man dann auch den einen oder anderen Erwachsenen in der Matte liegen und sich entspannen. Eine kleine, wohltuende Rast, auf dem Weg nach Hause oder wohin auch immer.

Da hat die Stadt sich wirklich etwas Schönes einfallen lassen. Der ganze Spielplatz ist immer voller Kinder, oft begleitet von ihren Eltern. Er ist ein multikultureller Treffpunkt geworden und die Hängematte war ein Highlight darauf.

Jetzt ist auch die zweite wieder weg.

Vermutlich hängt sie jetzt in irgendeinem Garten oder ist in Bälde bei Ebay zu ersteigern. So sehr wurde der Platz auf Sicherheit kontrolliert. Oft standen hier mehrere „dicke“ Autos und mindestens vier wichtige Männer schauten und begutachteten jede Stange und jedes Steinchen und als ich nach den Fußballtoren fragte, die dem Platz doch auch sehr gut zu Gesicht gestanden hätten, konnten sie mir genau erklären, weshalb das, aufgrund welcher Verordnung und mit welchem Hintergrund, nicht möglich sei.

Und dann wurden wieder Teile des Platzes abgesperrt, Teppiche neu befestigt und wieder begutachtet und dann wieder freigegeben.

Sicher wurde auch die Hängematte begutachtet, vielleicht sogar ausprobiert und man stellte fest, dass sie mit den Ketten, die mit Acht-Millimeter dicken Schrauben an den Laschen der Masten befestigt waren, auch sehr sicher war. Schließlich hatte man ja auch eigensichere Muttern genommen, die innen so eine Plastikschicht haben, die verhindert, dass sie sich selbst beim Spiel wieder aufschrauben.

Woran man wohl nicht dachte war, dass wenn die Muttern sich schon nicht von selbst aufschrauben, es dennoch wohl ein Leichtes war, diese mit einem „siebzehner“ Schraubenschlüssel und einer Zange, zum Halten der Schraube, abzulösen und so in der Nacht ganz leise und unbemerkt die Matte in den Kofferraum des mitgebrachten Autos oder in den Anhänger eines Mofas zu verfrachten.

So ist es ja dann wohl auch geschehen. Ein paar hundert Euro werden der Stadt schon nicht weh tun, könnte man denken und nach zwei bis drei Wochen war die erste Matte ja ersetzt. Genau wie die Vorgängerin und genauso auch wieder mit den gleichen Schrauben und Muttern befestigt. Als ich das bemerkte, wollte ich zunächst beim Jugendamt anrufen, welches für das Betreiben der Spielplätze der Stadt zuständig ist und die Leute dort auf den Mangel hinweisen.

Einen siebzehner Schlüssel hat fast jeder Autofahrer in seinem Kofferraum… Dann fiel mir aber ein, dass ich ja Rentner bin und nicht den Anschein erwecken will, dass ich nichts anderes zu tun hätte als den lieben Tag die städtischen Spielgeräte zu begutachten und dann den zuständigen Beamten auf den Geist zu gehen. Da würde ich meinem Stand ja vielleicht einen Bärendienst erweisen und den Ruf einer ganzen Bevölkerungsschicht schädigen.

Also dachte ich mir meinen Teil und wartete ab, bis zwischen den beiden Pfosten wieder ein Platz zum Durchgehen entstanden war. Das dauerte eine gefühlte Woche länger als beim ersten Mal. Genau habe ich die Tage nicht gezählt, weil das wieder gegen die Rentnerehre gegangen wäre.

Elisabethplatz Gelsenkirchen - Foto: Günter Kania

 Vorbei sind nun mal wieder die schönen Tage, wo Jungen und Mädchen ihren Spaß an dem Spielgerät hatten und ob die Stadt sich nun traut, noch einmal eine so teure Matte dort anzuschrauben ist sicher ungewiss. Die Firma, welche diese Matten verkauft, hätte aber sicherlich nichts dagegen. Dass man zum Befestigen auch Stahlnieten, die sich nicht so lautlos lösen lassen, hätte nehmen können ist in den Vorschriften zum Befestigen einer Hängematte sicher nicht vermerkt.

Gott sei Dank sind Kinder ja erfinderisch und da es ja aufgrund mehrerer Verwaltungsvorschriften nicht erlaubt ist, Fußballtore auf den Platz zu stellen, sind die beiden Pfosten, die die Matte so fest hielten genau das Richtige, um einen Torwart dazwischen zu stellen… {jcomments on}

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Von Günter Kania

28.02.1951 geboren, als erstes von vier Kindern. Vater Bergmann, Mutter Hausfrau. Mischehe, daher zu Hause keine streng katholische Erziehung. Katholisch eingeschult, in einer Schule mit einem Rektor, der gerne jungen Schülern, bei Vergehen, mit dem Rohrstock auf den nackten Po klopfte. Dort wurde ich mit Dogmen und Lebensweisheiten geimpft, die bis heute in mein Leben wirken. Später zur evangelischen Kirche konvertiert. Die ersten 13 Lebensjahre ganz viel bei meiner Oma verbracht, die sehr viel von Bildung und Anstand hielt und mit mir ganz viel Zeit in der nahe gelegenen Bücherei verbrachte. Obwohl das damals nicht gleich fruchtete, wurde dadurch wohl in mir das ständige Verlangen nach Lernen und Weiterbildung geweckt. Abschluss Volksschule, Lehre zum Elektroinstallateur. 68-er Mitläufer, Kommunenbewohner und Hippie, Drogenerfahrung und Ausstieg. Mehrere Versuche das Abitur nachzumachen abgebrochen. Kriegsdienst verweigert, Ersatzdienst in der chirurgischen Abt. eines Krankenhauses. Zweimal verheiratet und geschieden. Beruflicher Umstieg zum Alten- und Psychiatriepfleger. Seiteneinstieg auf der evangelischen Fachhochschule (endlich Fachhochschulreife!). Studium der Heilpädagogik neben einer Vollzeitstelle im Sozialwerk St. Georg. Im 4. Semester aus gesundheitlichen und familiären Gründen abgebrochen. Weitere Ausbildung zum Fachpfleger für Gemeindepsychiatrie. 29 Berufsjahre im Sozialwerk St. Georg, dann Frührentner wegen Krebs, behandelbar aber nicht heilbar. Hobbys sind Schreiben, Malen und Fotografieren. Nach Stammzellentransplantation zunächst wieder frei von krankhaften Krebszellen. Lebensmotto: Lebe so, dass du jederzeit abtreten kannst und im Rückblick zufrieden bist mit dem was Du siehst. Und spätestens seit der Erkrankung: Carpe Diem Günter verstarb 2014

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