Zugegeben hast Du es zwar nie, aber ich bin sicher, dass Du die Vorlage und Inspiration für Paul Austers und Wane Wangs Film „Smoke“ warst. Die haben die miteinander verwobenen Geschichten der Menschen, des Stadtteils und des kleinen Tabakladens nur nach Brooklyn verlegt, weil die Sponsoren Gelsenkirchen nicht mochten.
Du hast ihnen das bestimmt großzügig nachgesehen, dir eine Zigarette im Laden gegönnt, Zahlenkolonnen auf deinem Blöckchen addiert und dabei dein kariertes Maiglöckchen-Sortiment aus Spirituosen, Rauchwaren und Zeitschriften taxiert.
„So, zwei Königspilsner … das macht 2 Euro, zahlt der Herr heute in bar, soll ich anschreiben oder überweist du?“
Ja, lieber Theo, bei dir durfte man anschreiben und so mancher hat gerne mal seinen „Deckel“ vergessen. Früher gab es lose Zigaretten, Generationen von Jugendlichen versuchten ihren Körper und Geist an Deinem Lambrusco oder dem gefürchteten selbst gemischten Fifi (woanders Schabau genannt) aus den Kellergewölben. Man munkelt, dass noch heute dort mysteriöse Gärballons und Glaskolben einsatzbereit in einhundertjährigen Regalen auf eine Reaktivierung warten.
Dein trockener Humor wird mir fehlen, das Büdchen meines Vertrauens ist unwiderruflich mit dir gegangen. Fort die Anachronismen einer Einrichtung, die sich schon vor 60 Jahren gegen den Einzug der Moderne stemmte.
Fort der Arbeitgeber, der seinen Kiosk immer mit interessanten Frontfrauen- und Männern besetzte. Manche waren schräg, manche quer, alle unerwartet überqualifiziert und viele starteten durch zu einer zweiten oder dritten Karriere z.B. als Ingenieur oder überregional bekannter Anti Hartz4 Aktivist.
Du hattest das Besondere im Angebot, die Pardon oder Konkret, die von anderen nicht verkauft wurden, die Psychologie-Heute, das Schalke Unser.
Deine Wein-Empfehlungen waren Gesetz.
Wer wird nun so wie Du, mit leisem aber beharrlichem zivilgesellschaftlichem Engagement die städtebauliche Umgestaltung begleiten und notfalls die schlimmsten Exzesse seines Lebensumfeldes mit juristischen Mitteln verhindern?
Theo du fehlst.
Theo Jakobs ( 18.11.1940-24.07.2013) die Beisetzung findet am Mittwoch, den 31. Juli um 11:30 auf dem Rotthauser Friedhof an der Hilgenboomstraße in Gelsenkirchen statt.
Erste Reaktion auf Theos Tod:
Mein erster freundlicher Mensch der in der Lage war mir tief in den Kopf zu schauen, auf seine knorrige Art und Weise. ( Martin Ruppert)