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Die Broschüre Gelsenkirchener Antifaschisten aus dem Februar 1988 wollte ihr „Verständnis vom antifaschistischen Kampf darstellen und Ansätze für eigenes politisches Agieren aufzeigen“. Dabei blieb unklar, wer die Verfasser genau waren. Die Linke in Gelsenkirchen wurde als „desolates Häuflein von ein paar Linken“ bezeichnet.

Download der Broschüre „Die Zukunft der Vergangenheit“

Vom „ewigen RE-AGIEREN auf Anschläge und Provokationen der Neonazis“ hätten sie „die Schnauze voll“. Der politische Erfolg sei „an der Anzahl der Gegendemonstranten gemessen“ worden, und „da wenigstens die immer halbwegs erfreulich war, konnte Mensch wieder beruhigt in jene politische Apathie verfallen aus der Mensch durch die Nazis für kurze Zeit aufgeschreckt worden war“. Zielsetzung sei es, eine „Diskussion über die Inhalte des antifaschistischen Kampfes (zumindest in GE) mit dieser Broschüre vorantreiben zu können“ (alle Zitate aus dem Vorwort).

Insofern knüpften die Darstellungen über neonazistische Aktivitäten in Gelsenkirchen durchaus an die des „Emscherboten“ bis 1983 an (vgl. Dietmar Kesten: Emscherbote – Stadtzeitung für Gelsenkirchen).

Die Broschüre gliedert sich in:

  • Chronologie der Jahre 1980-1987
  • Neofaschisten, Sozialdemokraten und antifaschistische Bündnisse
  • Neofaschistische Parteien und Organisationen
  • Funktion der Neonazis im Kapitalismus.

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

Februar 1988:
In Gelsenkirchen erscheint in der 1. Auflage die Broschüre: „Die Zukunft der Vergangenheit. Neofaschismus und Antifaschistischer Widerstand am Beispiel Gelsenkirchen“. Die Verfasser sind Gelsenkirchener Antifaschisten, die postalisch über das „Initiativenzentrum ‚Trotz alledem'“ in der Weberstraße erreichbar sind.

die Zukunft der VergangenheitIn der Vorbemerkung heißt es: „Wir haben uns in Gelsenkirchen in den letzten Jahren mit dem permanenten Auftreten und vor allen Dingen mit denen damit im Zusammenhang stehenden Aktionen von Neonazis konfrontiert gesehen (siehe Presse-Chronik). Auf dieses Auftreten der Neonazis hat hier die linke Szene (besser: das desolate Häuflein von ein paar Linken) auch immer mit verschiedenen antifaschistischen Aktionen reagiert. Und genau hier setzt auch unsere Kritik an, denn vom ewigen RE-AGIEREN auf Anschläge und Provokationen der Neonazis haben wir die Schnauze voll. Alles lief immer nach demselben Schema ab: Traten z.B. irgendwo öffentlich die Faschisten auf (NPD Infostände/Volkstrauertag), flugs wurde für diesen Tag der antifaschistische Kampf (der gerade in GE besonders harmlos ist) propagiert und vorbereitet. Der politische Erfolg dabei wurde an der Anzahl der Gegendemonstranten gemessen, und da wenigstens die immer halbwegs erfreulich war, konnte mensch wieder beruhigt in jene politische Apathie verfallen, aus der mensch durch die Nazis für kurze Zeit aufgeschreckt worden war. Und damit sind wir auch schon bei Sinn und Zweck dieser Broschüre angelangt, denn wir wollen hier UNSER Verständnis vom antifaschistischen Kampf darstellen und Ansätze für eigenes politisches AGIEREN aufzeigen. Wir haben die Broschüre in 4 Teile gegliedert. Der I. Teil ist eine … Chronik aller Ereignisse in GE von 1980 bis heute. Der 2.Teil stellt die für GE besonders wichtigen und besonderen Geschehnisse und politischen Aspekte noch einmal gesondert dar. Im 3.Teil werden Neofaschistische Parteien/Organisationen dargestellt. In Teil 4 haben wir versucht so etwas wie eine ‚Globalanalyse‘ und eine Einschätzung über die Funktion der Neonazis innerhalb dieses Systems zu leisten …

Anlass zur Selbstkritik ist für uns die Tatsache, dass die Themen Patriarchat und Ausländer/Flüchtlinge fehlen. Dies ist hauptsächlich auf unsere persönlichen Fehler bei der Arbeit an der Broschüre zurückzuführen, ein anderer Grund dafür ist, dass wir bestimmte Diskussionen noch nicht geführt haben oder gerade erst führen (Patriarchat). Wir hoffen aber trotzdem die Diskussion über die Inhalte des antifaschistischen Kampfes (zumindest in GE) mit dieser Broschüre vorantreiben zu können.“

Inhalt der Broschüre ist:
– „Neofaschistische Aktivitäten und Antifaschistischer Widerstand in Gelsenkirchen. Chronologie der Jahre 980-1987“
– „Notizen aus der Provinz. Von Neofaschisten, Sozialdemokraten und antifaschistischen Bündnissen“
– „THE SAME PROCEDURE AS EVERY YEAR. Zur antifaschistischen Geschichte der Volkstrauertage“
– „Kein Platz für Faschisten in Gelsenkirchen? Der Volkstrauertag 87. Zur Anatomie eines antifaschistischen Bündnisses“
– „ANTIFASCHISMUS IM FEIERTAGSGEWAND. Die Probleme der Gelsenkirchener Sozialdemokratie mit dem Antifaschismus“
– „Der Fall Funke. Ein Lehrstück neofaschistischen Terrors und behördlicher Ignoranz“
– „Zwischen Fußballplatz und Pausenhof. Das Rekrutierungsfeld der Neonazis“
– „DAS NEOFASCHISTISCHE LAGER STELLT SICH VOR. Durch die Transparenz zum Angriff kommen“
– „Die NPD. Der braune Einstieg“
– „Die DVU als Liste-D. Der deutschnationale Senkrechtstarter“
– „WIKING JUGEND. Die Enkel der HJ“
– „FAP. Die Faschisten der verbotenen ANS/NA arbeiten jetzt in einer neuen Partei“
– „Nationalrevolutionäre. Die ideologischen Modernisierer des Rechtsradikalismus“
– „Beethoven gegen MC-DONALD (Dokumentation)“
– „Der Unterschied zwischen Antiamerikanismus und Antiimperialismus“
– „EAP. Ein konterrevolutionäres Wirtschaftsunternehmen“
– „GRAUE WÖLFE. Terrorkommandos der MHP“
– „OPUS DEI. Die klerikalfaschistische Internationale“
– “ MUTTER ODER HURE. Das Frauenbild von Neonazis“
– „GLOBAL DENKEN LOKAL HANDELN… es kann gar nicht oft genug wiederholt werden“
– „UNSERE REPUBLIK UND IHRE NEOFASCHISTEN. Zur Funktion von Neofaschisten im bürgerlichen Rechtsstaat“
– „WAS IST REVOLUTIONÄRER ANTIFASCHISMUS ? Die Skizze einer antifaschistischen Strategie“
Quelle: N.N.: Die Zukunft der Vergangenheit. Neofaschismus und antifaschistischer Widerstand am Beispiel Gelsenkirchen, Gelsenkirchen, Februar 1988.{jcomments on}

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Von Dietmar Kesten

Mitbetreiber der Datenbank über politische Protestereignisse "Materialien zur Analyse von Opposition (MAO)" mit über 16 000 monatlichen Zugriffen Diese enthält vor allem Texte so genannter maoistischer Gruppen sowie anderer radikaler linker Organisationen in der Bundesrepublik Deutschland und in West-Berlin wie auch Informationen über diese. Die in den Beiträgen geschilderten Ereignisse werden also in der Regel aus der Sicht dieser Gruppen wiedergegeben. Der zeitliche Schwerpunkt ergibt sich aus der Hochkonjunktur der „maoistischen” oder „marxistisch-leninistischen Bewegung”: Anfang bis Mitte der 70er Jahre. Recherchen zu hier noch nicht behandelten Themen können über die Autoren angefordert werden.

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