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Das Rocky- Horror- Musical und der Film sind letztlich dadurch zu so etwas wie Kult geworden, dass das Publikum sich diese Werke angeeignet hat, indem es an bestimmten Stellen die Handlung (auf Bühne oder Leinwand) durch eigene Aktivitäten unterstützt: mit Wasserpistolen spritzen, Reis werfen, Feuerzeuge entzünden, Geräusche produzieren und das Rufen von Kommentaren, z.B. bei langatmigen/langweiligen  Erläuterungen des Erzählers: BORING, BORING – heißt es dann.

Ich muss gestehen: dieses Gefühl der Langeweile ist bei mir in letzter Zeit häufiger aufgetreten, wenn ich mir einschlägige Kabarett-Sendungen im Fernsehen angeschaut habe. Ich habe es, zuletzt bei den Sendungen „heute show“ (ZDF) und „Mitternachtsspitzen“(WDR/ARD), aber nicht bei BORING-Rufen vor dem heimischen Fernsehgerät belassen, sondern schlicht und einfach…abgeschaltet! Und dies nicht, weil Kabarett-Programme immer etwas an Wirkung verlieren, wenn sie im Fernsehen ausgestrahlt werden, sondern weil ich nur noch genervt war von dem rechthaberischen Ton und dem missionarischen Eifer der Protagonisten, die ihre richtige Gesinnung vom anwesenden Saal-Publikum beklatschen lassen.

Manchmal entstand bei mir der Eindruck, es würden Flugblätter vorgelesen, die mir sagen, was ich zu denken habe, es würden Reden gehalten, die ich mir in einer Korrektionsanstalt für richtige Gesinnung zur Strafe anhören muss, es träte eine Art Gedankenpolizei auf, die darauf achten soll, dass ich nicht vom richtigen Gedankenweg abkomme.

Bei dem Laichen der richtigen Gesinnung, die das Publikum in der bereits vorhandenen Einstellung bestätigt, anstatt es zu verunsichern, so dass eine Art Gesinnungsgemeinschaft zwischen den Menschen auf und vor der Bühne entsteht, bleiben die klassischen Mittel der Satire wie etwa Übertreibung, Zuspitzung, Persiflage, Verspottung und Kontrastierung (etwa von Ideal und Wirklichkeit) zumeist auf der flachwitzigen Strecke. Stattdessen wir agitiert!

In den beiden oben genannten Sendungen, sicher kein Zufall, wurde – einmal im Kontext der Entscheidung der Essener Tafel und dann im Kontext der Auseinandersetzung mit der AfD sowie mit den aktuellen Wahlergebnissen in Italien –  wieder kräftig die Rassismus-Keule eingesetzt, so ganz unter dem Motto: passt nicht in den korrekten Mainstream, ist folglich populistisch, ist deshalb rechtspopulistisch, ist deshalb rassistisch.

Und dabei kommt dann rüber: seht her, wir entlarven den Rassismus als Rassismus, wir sind die Guten, wir haben die richtige Meinung und erst recht die richtige Gesinnung.

Diese selbstreferentielle Bestätigung des eigenen Gutseins gehört, wenn überhaupt, in die Laberrunden der Fernsehanstalten; mit Kabarett, mit satirischer Entlarvung von Missständen, mit dem Offenlegen von Widersprüchen und, ja-das auch!- mit der Verunsicherung des Publikums hat das nichts (mehr) zu tun! Da werden einfach nur noch Messen gelesen – nur, dass im katholischen Gottesdienst die Protagonisten schönere Gewänder tragen!

Ansonsten: BORING, IT´S BORING!

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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Heinz Niski

Manchmal muss man sich auch einfach in Bestätigungszerstreuung fallen lassen können dürfen…

https://www.youtube.com/watch?v=WEMUGHwU1HI

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