oder „Armut im Ruhrgebiet: Gelsenkirchen an der Spitze“
So lautet die wenig aufbauende Schlagzeile auf der Seite 2 des Mantelteils der WAZ vom heutigen Freitag (17.10.25). Wobei ich mir die Frage stelle, ob die Formulierung, Gelsenkirchen sei an der Spitze der Armut, sprachlich angemessen ist. Vielleicht hat Frau Weltmann, die Verfasserin des WAZ-Beitrages, sich auch in der Kunst der Rhetorik versucht und hier die Figur der Ironie benutzt.
Jedenfalls geht es darum, dass in einer Stadt wie Gelsenkirchen die Zahl derjenigen, die staatliche Leistungen beziehen, also etwa Bürgergeld, Grundsicherung oder Geld nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, besonders hoch ist. In Gelsenkirchen liegt diese Quote bei rund 20%. Städte im Umkreis (Essen, Dortmund, Gladbeck etc.) haben durchaus weniger Empfänger dieser Art von Leistungen, woraus sich die schräge Überschrift des Zeitungsartikels erklärt!
Was die Armut angeht, gibt es zwei Gruppen von Menschen, die besonders betroffen sind: Einmal die „Alten“, die zum vierten Mal in Folge die Gruppe der Betroffenen anführen. Ende 2024 waren in NRW insgesamt 321000 alte Menschen auf staatliche Unterstützung angewiesen. Und dann die jungen Menschen. In Gelsenkirchen waren rund 30 Prozent der unter 18 Jahre alten Personen auf staatliche Mindestsicherung angewiesen. Deswegen plant die Bundesregierung in diesem Bereich staatlicher Zuwendungen auch strengere Vorgaben, mehr Kontrollen und schärfere Gesetze mit rigiden Sanktionen.
Die wachsende Armut von Kindern und Jugendlichen geht mit einer zweiten Entwicklung einher, nämlich dem Absinken des Leistungsvermögens der Jüngeren. Getestet wurden mehrere tausend Kinder und Jugendliche der Klassenstufe 9 – unabhängig von der Schulform. „Testfächer“ waren neben Deutsch auch Biologie, Mathematik, Physik und Chemie. Erschreckende Tendenz: auf breiter Front gingen die Leistungen gegenüber der letzten Erhebung quer durch die genannten Fächer in den Überprüfungen zurück. Unsere Schulministerin, Frau Feller von der CDU, greift in die rhetorische Kiste, wenn sie einen Euphemismus bemüht, also einen negativen Tatbestand ins Positive verkehrt: „In NRW sind die Herausforderungen im Vergleich zu anderen Bundesländern besonders groß.“ (WAZ). Wenn die Herausforderungen besonders groß sind, dann müsste man doch meinen, dass in NRW auch die Anstrengungen der Lehrkräfte, die Ausstattung der Schulen und etwa der Einsatz von Schulbegleitern, Sozialpädagogen und zusätzlichen Kräften besonders groß sein müssen, um die Lerngruppen zu verkleinern und die Betreuung der Kinder zu optimieren. Mal abgesehen davon, dass die Institution Schule und die dort Beschäftigten auch nicht alles auffangen können, was Elternhaus und Familie nicht zu leisten in der Lage sind.
Da fällt mir nur noch ein:
7 von 4 Menschen sind mit Mathe überfordert!


