Die wunderbare Welt des Absurden (22)

Das Absurde kann jeden beliebigen Menschen an jeder beliebigen Straßenecke anspringen. Albert Camus

Bekanntlich ist die Zahl der Eckkneipen im Ruhrgebiet stark rückläufig – und nicht nur hier, sondern auch in anderen Landesteilen. Das hat etwas damit zu tun, dass in früheren Zeiten (die eben nicht einfach nur besser waren, sondern vor allem anders) die Eckkneipe das kollektive Wohnzimmer der in den umliegenden Häusern beheimateten Menschen war. Wer nach der Schicht in der Kohlengrube, dem Stahlwerk oder bei dem Möbelhersteller keine Lust auf die Gattin hatte, sondern eher Sehnsucht nach einem frisch gezapften Pils oder einer Runde Skat hatte oder eine Billard-Kugel einlochen wollte, der konnte diesen Leidenschaften in der Kneipe um die Ecke frönen und dabei quatschen. Auch der Würfelbecher war in fast jeder Kneipe vorhanden, die etwas hochtrabend auch schon mal gerne „Gastwirtschaft“ hieß! Und man konnte, was zuhause überhaupt nicht ging, auch mal „anschreiben“ lassen, wenn die Wochenlöhnung verausgabt war!

Wobei das mit dem „Anschreiben“ mittlerweile eher aus der Mode gekommen ist – nicht zuletzt, weil das Pils in der Kneipe immer teurer geworden ist. Und demnächst wieder teurer wird, weil die Großbrauereien und auch etliche kleinere Hersteller die Literpreise raufsetzen werden!

Nach Einschätzung der entsprechenden „Experten“ und des Fachmagazins „Inside“ wird die Preiserhöhung allerdings nicht vor dem Jahresende greifen. Wer mag, der stellt seinem Biertrinker aber schonmal vorsichtshalber einen Kasten Pils unter den geschmückten Christbaum! Dann bleibt der „Genießer“ der Gerstenkaltschale auch mal wieder zwei oder drei Abende zuhause und betrinkt sich vor der Glotze!

Bei der Gelegenheit kann der heimatliche Kampftrinker dann aber darauf verweisen, dass die Erhöhung der Bierpreise zumindest teilweise durch Vergünstigungen beim Strom aufgefangen wird. Der Bezug soll nämlich bei einem durchschnittlichen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4000 Kilowattstunden rund 82 EURO brutto günstiger werden. Premium-Marken wie Krombacher oder Veltins liegen bei um die 20 EURO pro Kasten, was bedeutet, dass der Gewohnheitstrinker (wahlweise auch: der Kampftrinker) vier Kästen Pils kostenfrei zuhause trinken kann. Und das kompensiert wiederum die Preissteigerung beim Kneipen-Pils nicht unbeträchtlich!

Wir kommen auch in diesem Beitrag nicht ohne Verweis auf Gelsenkirchen aus, wo – welch ein Erfolg! – die Zahlen der Zuwanderer aus Südost-Europa leicht rückgängig sind. Gemeldet waren (bis September 2025) etwas mehr als 12030 Personen aus Bulgarien und Rumänien, wogegen es Ende 2024 hier noch mehr als 12500 Menschen aus diesen beiden Staaten waren. Ein sensationeller Erfolg, der auch darauf zurückzuführen ist, dass mehr Personen abgemeldet worden waren als sich neu angemeldet haben. Angesichts der sinkenden Preise für Bier wäre jetzt um die Weihnachtszeit mal eine Nachbarschaftsfeier mit Balkan-Klängen möglich!

Ähnlich schleppend geht es auch bei den Koalitionsverhandlungen voran – also eher überhaupt nicht! Jedenfalls nach Auffassung der örtlichen Christdemokraten. Denen geht alles nicht schnell genug, besonders in den Bereichen „Ordnung“ und „Sauberkeit“! Demgegenüber warnt die Sozialdemokratie vor „Schnellschüssen“ und verweist auf die Stellenbesetzungen in der Verwaltungsspitze!

Da sage ich ´mal: Bierchen trinken und Mund abputzen! Oder mit einer bekannten Kölner Kapelle:

Drink doch eine met, stell dich nit esu aan!
Du steihs he die janze Zick eröm
Häs de och kei Jeld, dat is janz ejal
Drink doch met un kümmer dich nit dröm

Quelle u.a.: WAZ, 20.10. 2025

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